Hamburg – meine Perle

Holla,
nun ist es also vollbracht. Die Maschine steht samt Inhalt im Hamburger Hafen und wartet auf ihren Transport in den Süden.

Bis dahin war es ein kurzer aber intensiver Weg. Anfang September bekam ich die Anfrage der Mitreise, Mitte September hatte ich mich dann entschieden und nun sieht es wirklich so aus, als ob aus der fiktiven Idee in meinem Kopf Tatsachen werden. Rückblickend hat sich einiges getan. Ich musste mir eine neue Maschine kaufen. Diese musste umgebaut werden (big sänkts to Tony). Die Seitenkoffer mussten gepackt werden und zwar mit genau dem Inhalt, der nicht mit ins Flugzeug sollte, dennoch wichtig ist, aber nicht zu wertvoll und auf den ich bei meiner Anreise in Argentinien erstmal verzichten kann. Dazu kommt, die Wohnung auszuräumen (quasi ein Umzug), Nachmieter suchen, die Joblage regeln, alle Freunde informieren, Impfungen einholen, Pass und Papiere auf den neuesten Stand bringen, …

Nunja, dreiviertel der Arbeiten sind mehr oder weniger glimpflich über die Bühne gegangen, Zeitnot gabes bisher noch keine und ich fühle mich auch noch recht entspannt 🙂 Die Fahrt nach Hamburg in den Hafen war aufregend und fordernd zugleich. Zwischen Berlin und Hamburg gab es bei Temperaturen um die 8°C nicht nur kalte Finger, sondern auch genügend Nebel und ich durfte feststellen, das nach 175km die Reserve hinzugeschaltet werden will. Das machte 3 Tankstopps nötig und ich habe die Maschine für die kommende Reise an diesem Punkt nicht ins Herz geschlossen. Dank großem Schild, konnte ich sie wenigstens zu 140km/h in ruhigem Fahrzustand überreden. Mit Hilfe des Navis war die Abgabestelle dann auch recht schnell gefunden. Ich wurde erwartet und stellte meine Maschine zusammen mit Heikki’s in der Lagerhalle unter. Dort muss es nun ausharren bis das Schiff anlandet und es in einen Container verladen werden kann. Den Tag ließ ich dann in HH ausklingen, bei Reeperbahn, Landungsbrücken und Schanzenviertel gab es vor allem viel Sonnenschein (kein Nebel) und ein klein wenig schon so etwas wie Urlaubsstimmung.

Natürlich geht nun das Herz ein wenig schneller, der Tag der finalen Abreise naht unaufhaltsam, die Sache nimmt erkennbare und unumkehrbare Konturen an – sie wird sozusagen real.

 


Posted in Südamerikareise by with no comments yet.

Es ist ein Junge!

Wir werden Nachwuchs mit auf unsere Reise nehmen. Er heißt Roman, fährt seit Neuestem auch Transalp und wird uns in Uruguay abholen! Sein Moped bringt er heute in den Hamburger Hafen, damit es dann Ende November in Buenos Aires ankommt. Wir freuen uns sehr. Wer ihn noch nicht kennt, wird ihn spätestens über unser Blog kennenlernen. Denn beim Schreiben wird er uns tatkräftig unterstützen! Wir hoffen schon bald auf Bilder von seinem Hamburgausflug!

Was gibt es sonst Neues? Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Tony hat gewuppt und tausend Teile zusammengesucht. Einige sind schon auf dem Postweg nach Uruguay. Andere haben wir Roman in die Seitenkoffer gepackt. Neue Visiere haben wir uns geleistet, damit wir dann auf der Tour auch was sehen. Versicherungen sind in Arbeit. Nachsendeanträge auch. Paar Kleinigkeiten fehlen noch. Kriegen wir auch noch zusammen – bestimmt! 😉

Wer Zeit, Lust und Gelgenheit hat, kann übrigens am 26.11.11 vormittags zum Gymnasium Syke kommen. Da zeige ich noch einmal Bilder von der Reise. Dem dortigen Anlass angemessen mit einem Schwerpunkt auf Perú und vor allem Arequipa. Zeit weiß ich noch nicht. Aber wer Interesse hat, kann sich bei mir melden.

Leute, dranbleiben! Langsam wirds wieder ernst!


Posted in Südamerikareise by with no comments yet.

Times to Come

Mitten im Sommer an den Winter denken und damit an den Sommer. Weil Winter eben einfach doof ist. Besonders in Berlin. Wir planen also unseren nächsten „Ausflug“. Der Plan steht. Und die ersten Buchungen sind vorgenommen!!!

Abflug: 8. Dezember 2011 (Tegel – Buenos Aires)
Bootstour am Panamakanal vorbei: 15. -18. Februar 2011 auf der Stahlratte von Bremen
Rückflug: voraussichtlich Ende August 2012 (Vancouver – Tegel)

Dazwischen liegen zwei noch nicht bereiste südamerikanische Länder, das gesamte Zentralamerika, die USA, Kanada, Prudhoe Bay (Alaska) und sehr wahrscheinlich wieder eine riesige Menge schöner Gegenden, fremder Kulturen und netter Begegnungen mit Einheimischen, Reisenden, alten Bekannten und einer amerikanischen Familie. Das wird super!


Posted in Südamerikareise by with no comments yet.

27324 km

So viele Kilometer liegen hinter uns. Und fast genauso viele Geschichten. Was uns am besten gefallen hat? Na, die Landschaft, sagt Jana. Das Fleisch, sagt Patrick. Und gemeinsam sind wir uns einig, es sind die Menschen, die wir unterwegs getroffen haben, die die Reise so unvergesslich gemacht haben. Und damit ihr zu Hause einen Einblick bekommt, mit wem wir es in den fast sechs Monaten zu tun hatten, folgt eine Auflistung von unseren netten Begegnungen (ohne Gewähr auf Vollständigkeit und ohne Wertung durch die Reihenfolge).

-Einen Berliner, der von sich behauptet, für die Qualität der BILD verantwortlich zu sein.
-Zwei Kanadier, denen wir mit einer Fahrt auf der Transe eine Riesenfreude bereiteten, weil sie auf ihre Mopeds warten mussten.
-Zwei Allgäuer, die noch mehr Gepäck als wir dabei hatten (inklusive Wärmflaschen und zwei Kochern).
-Einen Engländer, der Patrick im Fleischwettessen unterlag.
-Mehrere Argentinier, die Fotos von unseren Maschinen (mit und ohne uns) machten.
-Zwei Chilenen, die sich, als Motorradmechaniker getarnt, unter die Maschinen legten und Fotos für Facebook machten.
-Argentinier, die, weil sie die Bierflasche nicht herausrücken wollten, das Bier in eine Plastikflasche umfüllten und verkauften.
-Drei Deutsche auf Weltreise mit ihren Motorrädern (1 KLR, 2 BMWs).
-Viele argentinische Autofahrer, die uns anblinkten und zuwinkten.
-Zwei Ostwestfalen, die mit Kondoren tanzen.
-Viele Südamerikaner, die das Wort „Vegetariano“ nicht kannten.
-Einen Österreicher mit Beiwagen, der seinen Blinddarm in Argentinien ließ.
-Drei Engländer, mit denen wir in einem Jeep durch die Lagunenlandschaft von Bolivien rasten.
-Argentinier, die uns, als unser Zelt unter Wasser stand, im Tanzsaal schlafen ließen.
-Viele Uruguayaner, die den ganzen Tag Mate trinken.
-Zwei deutsche Argentinier aus Misiones, die zu Janas Familie gehören.
-Eine nette Patchwork-Familie aus Uruguay, die jetzt Freunde sind.
-Einen Berliner, der mit seinem peruanischen Polizeiaufkleber als General begrüßt wurde.
-Einen argentinischen Polizisten, der Patrick wegen des 4:0 von Deutschland gegen Argentinien bei der WM verhaften wollte.
-Einen argentinischen Polizisten, der in Janas Kiste Fleisch vermutete (wie absurd!).
-Einen Amerikaner, der sein Motorrad gegen ein Fahrrad tauschen wollte (noch absurder!).
-Zwei Argentinier, die für uns Pizza auf einem Grill zubereiteten.
-Zwei Finnen, die in La Paz zum Frauenwrestling gingen.
-Einen Engländer, mit dem wir gemeinsam Weihnachten feierten.
-Einen Amerikaner, der Janas persönlicher MacGyver wurde, als er Janas Box mit Kabelbindern, Schrauben und einem Stück Plastik reparierte.
-Etliche Bolivianer, die viel und gerne demonstrierten.
-Einen Neuseeländer, der an der Rally Dakar teilnahm.
-Zwei Freunde aus Berlin, mit denen wir gewürfelt, nicht gewonnen aber auch nicht verloren haben.
-Peruaner, die für uns „Alle meine Entchen“ gesungen haben.
-Eine Münchner Hamburgerin, die jetzt mit unserer Kreditkarte durch Südamerika reist.
-Eine deutsch-chilenische Familie, der wir beim Asado auf ihrem Campo helfen konnten – nicht zu unserem Nachteil.

Zum Schluss noch ein Statement von Patrick: „Fußball ist geil!“
Und Jana sagt: „ Wir waren zu vielen richtigen Zeiten an den richtigen Orten. Und wäre ich eine Kuh, würde ich trotz der geringen Lebenserwartung in Uruguay grasen wollen.“
Wir sehen uns!


Posted in Südamerikareise by with 2 comments.

Tranquilo

Uruguay ist ein kleines Land. Für südamerikanische Verhältnisse jedenfalls. Entspricht der Fläche von Österreich und Ungarn zusammen, sagt Wikipedia. Andererseits ist es ein großes Land, wenn man gleichzeitig bedenkt, dass auf besagter Fläche gerade mal so viele Menschen wohnen wie in Berlin. Das macht – auch nach Wikipedia – 19,9 Personen auf den Quadratkilometer. Viel Platz also! Das entspannt die Menschen. Selten auf unsere Tour haben wir auf so guten Straßen so selten Autos gesehen und sind noch seltener überholt worden. Wenn dann doch mal ein Auto schneller war als wir, hatte es mit höchster Wahrscheinlichkeit entweder ein brasilianisches oder ein argentinisches Kennzeichen. Das läutete mit dem Grenzübertritt den Urlaub unserer Reise. Fünf Stationen. Fünfmal Erholung.

Station 1: Mercedes – ein Städtchen, eine Nacht, drei Geschichten
Sucht man in Südamerika eine Unterkunft und findet keine im Reiseführer, fährt man am besten erstmal zum Hauptplatz. Da landeten wir also und zogen – nachdem wir mühsam errechnet hatten, was die unbekannte Währung wert sei – Geld aus dem Automaten. Als ich dann wenigstens mal schnell das Navi nach Vorschlägen für die Unterkunft befragen wollte, stürmte plötzlich ein Mann aus dem Gebäude neben uns und fragte, ob wir eine Bleibe bräuchten. Das Grand Hotel sei super. Direkt vor demselben hatten wir geparkt. „Bisschen teuer vielleicht?“ „Nein, nein, ich mache euch einen Sonderpreis, weil ihr mit Motorrädern da seid. Ich bin der Manager vom Grand Hotel. Ich habe selber sieben zuhause. Da jüngste ist Jahrgang 1975“ Dann verschwand er wieder in dem Gebäude, quatschte mit der Rezeptionistin und offerierte uns schließlich einen Rabatt von 25%. Angesichts leerer Mägen, mangels Alternativen und wegen des sicheren Stellplatzes für die Mopeds schlugen wir ein. Grand Hotel. Tsetsetse…
Abendessen wollten wir da aber nicht. Also losgestiefelt. Zu früh irgendwie. 19 Uhr ist keine Abendbrotzeit für Südamerika. Einzige Möglichkeit ohne zu warten: der örtliche Basketballclub mit angegliederten „Pizzeria“. Angenommen. Herzlich empfangen worden und irgendwie echt Spaß gehabt.
Abfahrt am nächsten Tag über die Uferpromenade. Die sollte man gesehen oder besser erlebt haben. Vier Spuren – zwei in jede Richtung – Mittelinsel von mindestens 20 Metern und nochmal vier Spuren – zwei in jede Richtung. Viel Platz und keine Zeichen mit Geschwindigkeitsbegrenzung. Da patrouillierten dann die Autos und Motorroller in Schrittgeschwindigkeit und hielten für jeden Fußgänger der irgendwo über die Straße wollte. Irgendwie „verstörend“…

Station 2: Colonia del Sacramento Altstadt bei Nacht

Den Tag hatten wir am Strand damit verbracht, unser Zelt zu trocknen und meine Batterie aufzufüllen – macht sich deutlich besser beim Start des Motors so eine volle Batterie… Dann sind wir rechtzeitig vor dem nächsten Regen in die Stadt gefahren. Parkten mal wieder zufällig vor einem Hostel, schauten rein, bekamen das letzte freie Zimmer, warteten den Regen ab und schlenderten dann mit Anbruch der Dunkelheit durch eine wirklich malerische Altstadt. Aber jetzt auch wieder nicht so beeindruckend, dass wir noch eine Nacht hätten bleiben wollen. Außerdem hatten wir eine Verabredung.

Station 3: Montevideo – Hauptstadt im Osterschlaf
In Montevideo wohnt ein Drittel der Bevölkerung Uruguays. Also jedenfalls normalerweise. Ostern ist aber nicht normal. Und es war Ostern. Kaum ein Platz in einem Hostel zu finden, aber die Straßen leergefegt. Auf Nachfrage sagte man uns: die Bewohner sind über die Feiertage nach Buenos Aires gefahren. Komisch. Stelle mir Frankfurt a. M. immer so vor, wenn abends die Banken dicht haben und die Banker alle in die teuren Vororte fahren. Wo allerdings die Touris alle waren, die unsere die Hostelplätze belegten, keine Ahnung. Wir schlenderten, bis uns die Füße wehtaten, aßen bei McDonalds und trafen uns dann noch mit Rick, weil der nett ist und wir ihm seinen letzten Abend versüßen wollten. War schön jewesen.

Station 4: Punta del Diablo – das andere Strandparadies

Wir wollten doch das getrockneten Zelt noch einmal benutzen und zwei  Tage abhängen, bevor es nach Punta del Este ging, wo Orga angesagt war. Also Zeltplatz angesteuert. Dort sagte uns der Besitzer wir könnten nur eine Nacht bleiben, weil er am nächsten Tag die Saison beenden werde. Naja, auch gut. Schöner großer Zeltplatz mit vielen Bäumen und wenigen Zelten. Sind aber, nachdem das Zelt stand, trotzdem gleich wieder auf die Räder und Richtung Strand. Der kleine Ort mit bemerkenswerten Namen entpuppte sich als extrem entspanntes Surferparadies mit cooler Naturmole, auf der wir die nächsten zwei Stunden mit Glotzen verbachten, um dann noch eine Paella zu verputzen. Sehr schöner Abend. So richtig Urlaub. Über La Paloma mit nochmal Strand und zelten ging es wieder Richtung Westen.

Station 5: Punta del Este – zu Gast bei Freunden

Der Kontakt kam über Tony und Ina zustande, die hier im letzten Jahr ihre Motorräder „geparkt“ hatten. Das wollten wir auch. Und die beiden meinten immer nur: „Kein Problem! Könnt ihr machen.“ Trotzdem: Man hat ja doch ein komisches Gefühl, zu Leuten zu fahren, die man nicht kennt, und sie zu bitten, ob man erstens ein paar Tage bei ihnen pennen und zweitens seine Mopeds für einige Zeit bei ihnen unterstellen kann. Aber was uns hier erwartet war eine Herzlichkeit, die man selbst in Südamerika nicht selbstverständlich nennen kann. Noel, Andrea und ihre zwei Kinder Augustin und Adelina wohnen in La Barra, einer Art Vorort von Punta del Este, DEM Strandort Nummer Eins in Uruguay (und Argentinien!). Und es war für sie keine Frage, uns ihr schönes Gartenhaus zur Verfügung zu stellen, so lange wir da waren. Sie machten mit uns eine Motorradtour, gingen mit uns segeln, regelten die Inspektion der Motorräder für uns und sorgten vor allem für unser leibliches Wohl. Das alles mit allergrößter Fürsorge und sowas von nett!!! Wir freuen uns jetzt schon, sie bei Tonys Hochzeit in Berlin und dann bei unserer Rückkehr zu sehen! Das waren noch einmal fünf richtige Urlaubstage!

So klingt eine lange Tour unglaublich angenehm aus. Wir sind mittlerweile wieder in Buenos Aires, von wo übermorgen der Flug nach Berlin geht. Aber noch sind wir hier. Und wir wollen euch teilhaben lassen. Also schaut euch auch noch einmal bei den Fotos um. Da haben wir gerade nochmal mächtig nachgelegt!!!


Posted in Südamerikareise by with 1 comment.

Mis(s)ion(os)

Mit neuen Bremsbacken ging es von Salta Richtung Nordosten Argentiniens. Innerhalb von zwei Tagen legten wir die 1500km zurück – zum Nachteil unserer Rücken, die jetzt schmerzen. Ziel waren die Iguazú-Wasserfälle in Misiones. Seit fünf Monaten hatten wir diese vor Augen, nachdem mehrere Biker auf dem Motorradtreffen in Viedma uns von diesen vorschwärmten. Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Wir verlebten einen sonnigen, wunderbaren Tag mit viel Wasser, herrlichen Aussichten und jeder Menge Gischt. Leider wurde es zur Nacht hin nicht weniger Wasser, so dass wir ein weiteres Mal eine Nacht im „Wasserbett“ unter unserem Zeltdach erleben mussten.

Auf der Rückfahrt Richtung Uruguay kreuzten wir Eldorado. Eldorado? Da war doch was. Meine liebe Tante Helga aus Bergen/Rügen steckte mir noch vor unserer Abreise nach Südamerika ein kleines Zettelchen mit einer Adresse sehr entfernter Verwandter in Argentinien zu. Eldorado – deutsche Kolonie seit Anfang des 20. Jahrhundert – ist ihr Heimatort. Unsere Mission hieß jetzt: Suchen und Finden. Die Adresse kristallisierte sich als Postfachadresse heraus. Jedoch erhielten wir wertvolle Informationen, wie wir zum „Haus am Bach“ kämen. Leider verlor Patrick seinen rechten Koffer beim Auskundschaften der Dschungelgegend auf schlammiger Misiones-Erde. Schlussendlich fügte sich alles zum Guten und wir fanden Familie Freyer.

Hildegard und Hansi freuten sich riesig, dass sie von uns Besuch erhielten. Bei Mate und Zwieback versuchten wir, die Familienverhältnisse zu rekonstruieren, scheiterten jedoch im Jahr 1890. Egal, es war ein schöner Nachmittag. Erfreulicherweise transportierte Hansi uns und unsere Motorräder zurück zum Asphalt. Nun galt es, sich anderen Dingen zu widmen: Eine Alukiste musste repariert werden. Warum auch immer hatten wir das Glück, dass sich in einem Umkreis von 150km das einzige Aluschweißgerät vor Ort befand. Die Sache war schnell erledigt, so dass wir unsere Fahrt in Richtung Iberá-Sümpfe mit den Wasserschweinen fortsetzen konnten.

Das Sumpfgebiet ist weitestgehend von jeglicher Infrastruktur abgeschnitten. Das hieß – einmal wieder – Offroad fahren. Zu Beginn zeigte sich eine gut befahrbare, feste, rote Lehmstrecke, die sich nach 40km in eine schwer zugängliche Sandpiste verwandelte. Schweren Herzens entschieden wir uns umzukehren, und die Brüllaffen und Sumpfhirsche ein anderes Mal zu besuchen. Mittlerweile hatte sich jedoch am Himmel eine dunkle Wolkenfront gebildet, die sich nun über das „Straßen“netz von Misiones ergoss. Schnell wurden aus den roten, festen Lehmpisten dunkelrote schlammige Seifenrutschen.

Ein weiteres Mal verlor Patrick eine Alubox, diesmal die linke. Vielleicht hätten wir einfach wie die Truckfahrer mit ihren LKWs mitten auf der Straße stehen bleiben sollen, um von einem Pickup abgeholt zu werden. Dieses Glück blieb uns vorenthalten, so dass wir bei nun nicht mehr ganz so guter Stimmung die restlichen 10km Schlammmatschfahrt in fünf Stunden mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 2km/h bis zum Asphalt schafften. In Santo Tomé buchten wir uns erst einmal in ein Hotel ein, Patrick bekam ein Stück Fleisch und die Welt war wieder bunter. Am nächsten Tag erfolgte eine intensive Motorradwäsche und auch die Box konnte repariert werden (scheinbar gibt es in Misiones doch noch mehr Schweißgeräte!).
Misiones wird uns für immer in Erinnerung bleiben. Auch ohne Wasserschweine.

Dieser Bericht wurde unter widrigen Bedingungen geschrieben. Wir sitzen seit sieben Stunden bei Dauergewitter mit kontinuierlichem Regenguss im Zelt und wissen nicht, wie es enden wird. Eine Doppelplane bewahrt uns vor der Nässe von unten. Jedoch können wir das Zelt nicht verlassen, weil wir Wache schieben müssen um zu verhindern, dass es von oben durchregnet. Wir haben Hunger!

SOS (Schöne Ostern Schoneinmal) – bitte holt uns aus dem Dschungelcamp…


Posted in Südamerikareise by with 1 comment.

Tschö BOL

Die für einige vielleicht wichtigste Nachricht dieses Berichts: Wir sind auf der Rückreise!!! Noch drei Wochen und das große D hat uns wieder. Wir sind darüber nicht nur froh. Dafür haben wir hier zu viele schöne Dinge erlebt und macht uns das Mopedfahren zu viel Spaß. Aber morgen werden wir uns das letzte Highlight der Reise gönnen, die Wasserfälle von Iguazú. Wir sind wieder in Argentinien, zurück bei Fleischbergen vom Grill, asphaltierten Straßen und unendlichen Weiten. Den Rücken gekehrt haben wir Bolivien. DAS allerdings schweren Herzens, denn erstens hat uns das Land sehr gut gefallen und zweitens haben wir zuletzt noch richtig Spaß gehabt.

Nachdem ich ja schon für den Gang in eine Mine in Potosí den Mopedsattel verlassen hatte, haben wir beide zusammen in Uyuni dasselbe gleich für drei Tage getan. Wir sind in einen Jeep gestiegen und haben uns durch die Gegend kutschieren lassen. Eine Tour über den Salar und zu den Lagunen im Süden des Landes. Jaja, macht man eigentlich mit dem Moped und auf eigene Faust, aber diese größte SalzWÜSTE der Welt (=Salar) steht seit Wochen unter Wasser. Und Salzwasser erschwert nicht nur das Fahren ungemein, sondern ist auch noch Gift für unsere Zweiräder. Also Jeep, drei Tage, mit zwei Übernachtungen. Mopeds blieben im Hotelhof stehen und durften verschnaufen. In so einen Jeep passen neben dem Fahrer sechs Gäste. Die Kombination in unserem scheint auf den ersten Blick historisch nicht die günstigste: 3 Deutsche + 3 Engländer. Um es aber vorweg zu nehmen Alle sind wohlbehalten wieder in Uyuni „gelandet“ und hatten eine Menge Spaß – ehrlich! Und nebenbei hat uns die Natur mit Farben (weißer Salar, rote Lagune, grüne Lagune, bunte Sandwüste…) und Formen (jede Menge wild erodierte Felsen) begeistert. Schöner Trip!

Von Uyuni aus wieder mit den Mopeds nach Tupiza. Gut erholt haben ihnen die 200km Schotter und streckenweise Sand nichts ausgemacht. Tupiza ist kein schöner Ort. Nach Tupiza fährt man vor allem, weil man weiter Richtung Argentinien will und weil um Tupiza herum  wieder ziemlich wilde Felsformationen zu finden sind. Und wir haben wieder die Mopedsattel verlassen, um das Fortbewegungsmittel zu wechseln. Wofür Tupiza nämlich noch bekannt ist, sind Butch Cassidy und Sundance Kid. Westernhelden. Klingelts? Richtig: Westernhelden reiten auf Pferden in den Sonnenuntergang, wenn sie tagsüber nicht erschossen wurden. Mussten wir ausprobieren. Machen in Tupiza alle. Drei Stunden hatten wir gebucht. Mehr hätten unsere Hintern wohl auch nicht ausgehalten. War aber auch mal eine Erfahrung. Zum Glück mussten wir nicht viel machen. Die Vierbeiner kannten den Weg eh besser als wir und verspürten wenig Lust sich schneller als gehend zu bewegen. Die zwei bis drei Anfälle unserer minderjährigen Begleiter, die Pferde zum Laufen bringen zu müssen, haben wir auch überlebt. Und den Sprung über einen Wassergraben haben wir auch gemeistert. Fazit: Schon wieder Spaß gehabt, festgestellt, dass Motorräder leichter zu beherrschen sind und die Tour nur beim Setzen aufs Motorrad am nächsten Morgen bereut.

Argentinien haben wir in Salta so richtig wieder begrüßt, gemeinsam mit zwei Freunden, die wir seit Bolivien kennen, Alexa und Rick. Sie aus München wohnt in Hamburg. Er aus York wohnt in Südengland. Ihr haben wir ein wenig aus einer misslichen Lage geholfen. Ihn habe ich beim Asado ein wenig unter den Tisch gegessen 😛 „Dufte Typen“, die wir hoffen wiederzutreffen und die uns den Abschied von Bolivien etwas erleichtert haben.

Übrigens: heute zweimal von Einheimischen auf deutsch angesprochen worden. Wie gesagt: Heimreise!


Posted in Südamerikareise by with 1 comment.

Copacabana, Sucre, Potosí – verspäteter Nachruf…

Wir arbeiten hart hier unten! Sehr hart! Und manchmal gehen wir sogar an die Schmerzgrenze. Ich meine, wer von uns unterwirft sich freiwillig den Arbeitsbedingungen von bolivianischen Minenarbeitern:

Monatsverdienst = ca. 1500 Bolivianos (entspricht etwa 150 EUR)
keine Krankenversicherung
Selbständigenstatus = alles Risiko beim Arbeiter
keine Maschinen
keine Sicherheitsvorkehrungen
übliche Todesursache = Quarzstaublunge
durchschnittliche Lebenserwartung = 43 Jahre
Okay, die ganz Schlauen antworten: Ein Taxifahrer in Bolivien verdient nur 80 EUR im Monat, Krankenversicherung ist da eh „Glückssache“, Selbständigkeit in Deutschland ist auch kein Zuckerschlecken, ehrliche Arbeit ist nun mal Handarbeit, Sicherheit ist ohnehin überbewertet und wer früh stirbt, soll halt früher anfangen zu arbeiten. Ich wollte aber wissen, wie das da wirklich ist – jedenfalls ungefähr – und bin runter gekraxelt in so ne Mine. Erst noch auf den Minenmarkt. Geschenke für die Arbeiter kaufen: 96%igen trinkbaren Schnaps, Saft, Cocablätter und vor allem Dynamitstangen (hat außer Ulla und Heikki und den anderen, die schon mal in Potosí waren, jemals jemand Dynamitstangen gekauft – cooles Gefühl irgendwie). Dann zur Mine. Der jüngste, den ich getroffen habe, war 10 Jahre alt. Soviel zum Thema früher anfangen mit der Arbeit. Immerhin hatte er es leichter, sich in den z.T. gerade einmal etwa 70cm hohen Stollen zu bewegen. Ist bei gefühlten 50°C für einen „wohlständigen“ Mitteleuropäer wie mich nicht immer ein Kinderspiel. Vor allem, wenn es dann noch recht steil und glatt bergab geht. Und natürlich ist es eher staubig da unten. Zum Glück hatte ich mir vorher noch ein schickes Spiderman-Halstuch gekauft, durch das ich dann mehr oder weniger atmen konnte. Zuführung von Frischluft fällt da unten jedenfalls aus. Dann stehen sie da mit einem Hammer und einem Meißel und hauen Löcher in den Fels. Drei Stunden brauchen sie für ein Loch von 40-50cm Tiefe, in das schließlich eine Dynamitstange geschoben wird. Das heißt, sie schaffen nicht ganz drei Löcher am Tag. Dann wird irgendwann gesprengt und an den Folgetagen das Gestein aus dem Stollen transportiert. Ich war begeistert von dem Besuch und trotzdem einigermaßen froh, als ich wieder draußen war. Eher eine Plackerei. Häuft sich gerade, wenn ich an die Kraxelei am Machu Picchu zurückdenke… Egal… Man kann ja nicht immer nur faul im Motorradsattel sitzen 😉

Außerdem hatten wir uns vorher ein paar Tage etwas erholt, erst im entspannten Copacabana (schon wieder?) und dann im wirklich schönen Sucre. Sucre war mal unangefochtene Hauptstadt Boliviens und man sieht der Stadt an, dass sie von den Spaniern gebaut wurde. Mittlerweile hat ihr La Paz den Rang abgelaufen. Aber wenigstens der Oberste Gerichtshof ist noch in Sucre. Wir haben uns vor allem Kultur gegeben und Ausblicke genossen! Ein Pflichtbesuch im Anatomischen Museum stand auf dem Programm, ein Ausflug zu Dinosaurierfußabdrücken, Essen in der deutsch-bolivianischen Begegnungsstätte, ein schaurig-lustiger Theaterbesuch zu einer brasilianischen Choraufführung (hat jemand mal einem Chor zugehört, bei dem mindestens 50% der Sänger falsch gesungen haben??? Dafür haben sie ihre einstudierten Choreographien – passendes Wort irgendwie – mit großer Inbrunst zum Besten gegeben!) und einiges mehr, was man in zwei Tagen schaffen kann. Wie gesagt: reine Erholung.

Mal sehen, was die nächste Station bringt. Salar von Uyuni ist angesagt. Wohl wieder von den Mopeds ab- und in einen Jeep einsteigen…


Posted in Südamerikareise by with 1 comment.