Copacabana, Sucre, Potosí – verspäteter Nachruf…

Wir arbeiten hart hier unten! Sehr hart! Und manchmal gehen wir sogar an die Schmerzgrenze. Ich meine, wer von uns unterwirft sich freiwillig den Arbeitsbedingungen von bolivianischen Minenarbeitern:

Monatsverdienst = ca. 1500 Bolivianos (entspricht etwa 150 EUR)
keine Krankenversicherung
Selbständigenstatus = alles Risiko beim Arbeiter
keine Maschinen
keine Sicherheitsvorkehrungen
übliche Todesursache = Quarzstaublunge
durchschnittliche Lebenserwartung = 43 Jahre
Okay, die ganz Schlauen antworten: Ein Taxifahrer in Bolivien verdient nur 80 EUR im Monat, Krankenversicherung ist da eh „Glückssache“, Selbständigkeit in Deutschland ist auch kein Zuckerschlecken, ehrliche Arbeit ist nun mal Handarbeit, Sicherheit ist ohnehin überbewertet und wer früh stirbt, soll halt früher anfangen zu arbeiten. Ich wollte aber wissen, wie das da wirklich ist – jedenfalls ungefähr – und bin runter gekraxelt in so ne Mine. Erst noch auf den Minenmarkt. Geschenke für die Arbeiter kaufen: 96%igen trinkbaren Schnaps, Saft, Cocablätter und vor allem Dynamitstangen (hat außer Ulla und Heikki und den anderen, die schon mal in Potosí waren, jemals jemand Dynamitstangen gekauft – cooles Gefühl irgendwie). Dann zur Mine. Der jüngste, den ich getroffen habe, war 10 Jahre alt. Soviel zum Thema früher anfangen mit der Arbeit. Immerhin hatte er es leichter, sich in den z.T. gerade einmal etwa 70cm hohen Stollen zu bewegen. Ist bei gefühlten 50°C für einen „wohlständigen“ Mitteleuropäer wie mich nicht immer ein Kinderspiel. Vor allem, wenn es dann noch recht steil und glatt bergab geht. Und natürlich ist es eher staubig da unten. Zum Glück hatte ich mir vorher noch ein schickes Spiderman-Halstuch gekauft, durch das ich dann mehr oder weniger atmen konnte. Zuführung von Frischluft fällt da unten jedenfalls aus. Dann stehen sie da mit einem Hammer und einem Meißel und hauen Löcher in den Fels. Drei Stunden brauchen sie für ein Loch von 40-50cm Tiefe, in das schließlich eine Dynamitstange geschoben wird. Das heißt, sie schaffen nicht ganz drei Löcher am Tag. Dann wird irgendwann gesprengt und an den Folgetagen das Gestein aus dem Stollen transportiert. Ich war begeistert von dem Besuch und trotzdem einigermaßen froh, als ich wieder draußen war. Eher eine Plackerei. Häuft sich gerade, wenn ich an die Kraxelei am Machu Picchu zurückdenke… Egal… Man kann ja nicht immer nur faul im Motorradsattel sitzen 😉

Außerdem hatten wir uns vorher ein paar Tage etwas erholt, erst im entspannten Copacabana (schon wieder?) und dann im wirklich schönen Sucre. Sucre war mal unangefochtene Hauptstadt Boliviens und man sieht der Stadt an, dass sie von den Spaniern gebaut wurde. Mittlerweile hat ihr La Paz den Rang abgelaufen. Aber wenigstens der Oberste Gerichtshof ist noch in Sucre. Wir haben uns vor allem Kultur gegeben und Ausblicke genossen! Ein Pflichtbesuch im Anatomischen Museum stand auf dem Programm, ein Ausflug zu Dinosaurierfußabdrücken, Essen in der deutsch-bolivianischen Begegnungsstätte, ein schaurig-lustiger Theaterbesuch zu einer brasilianischen Choraufführung (hat jemand mal einem Chor zugehört, bei dem mindestens 50% der Sänger falsch gesungen haben??? Dafür haben sie ihre einstudierten Choreographien – passendes Wort irgendwie – mit großer Inbrunst zum Besten gegeben!) und einiges mehr, was man in zwei Tagen schaffen kann. Wie gesagt: reine Erholung.

Mal sehen, was die nächste Station bringt. Salar von Uyuni ist angesagt. Wohl wieder von den Mopeds ab- und in einen Jeep einsteigen…


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