Mis(s)ion(os)

Mit neuen Bremsbacken ging es von Salta Richtung Nordosten Argentiniens. Innerhalb von zwei Tagen legten wir die 1500km zurück – zum Nachteil unserer Rücken, die jetzt schmerzen. Ziel waren die Iguazú-Wasserfälle in Misiones. Seit fünf Monaten hatten wir diese vor Augen, nachdem mehrere Biker auf dem Motorradtreffen in Viedma uns von diesen vorschwärmten. Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Wir verlebten einen sonnigen, wunderbaren Tag mit viel Wasser, herrlichen Aussichten und jeder Menge Gischt. Leider wurde es zur Nacht hin nicht weniger Wasser, so dass wir ein weiteres Mal eine Nacht im „Wasserbett“ unter unserem Zeltdach erleben mussten.

Auf der Rückfahrt Richtung Uruguay kreuzten wir Eldorado. Eldorado? Da war doch was. Meine liebe Tante Helga aus Bergen/Rügen steckte mir noch vor unserer Abreise nach Südamerika ein kleines Zettelchen mit einer Adresse sehr entfernter Verwandter in Argentinien zu. Eldorado – deutsche Kolonie seit Anfang des 20. Jahrhundert – ist ihr Heimatort. Unsere Mission hieß jetzt: Suchen und Finden. Die Adresse kristallisierte sich als Postfachadresse heraus. Jedoch erhielten wir wertvolle Informationen, wie wir zum „Haus am Bach“ kämen. Leider verlor Patrick seinen rechten Koffer beim Auskundschaften der Dschungelgegend auf schlammiger Misiones-Erde. Schlussendlich fügte sich alles zum Guten und wir fanden Familie Freyer.

Hildegard und Hansi freuten sich riesig, dass sie von uns Besuch erhielten. Bei Mate und Zwieback versuchten wir, die Familienverhältnisse zu rekonstruieren, scheiterten jedoch im Jahr 1890. Egal, es war ein schöner Nachmittag. Erfreulicherweise transportierte Hansi uns und unsere Motorräder zurück zum Asphalt. Nun galt es, sich anderen Dingen zu widmen: Eine Alukiste musste repariert werden. Warum auch immer hatten wir das Glück, dass sich in einem Umkreis von 150km das einzige Aluschweißgerät vor Ort befand. Die Sache war schnell erledigt, so dass wir unsere Fahrt in Richtung Iberá-Sümpfe mit den Wasserschweinen fortsetzen konnten.

Das Sumpfgebiet ist weitestgehend von jeglicher Infrastruktur abgeschnitten. Das hieß – einmal wieder – Offroad fahren. Zu Beginn zeigte sich eine gut befahrbare, feste, rote Lehmstrecke, die sich nach 40km in eine schwer zugängliche Sandpiste verwandelte. Schweren Herzens entschieden wir uns umzukehren, und die Brüllaffen und Sumpfhirsche ein anderes Mal zu besuchen. Mittlerweile hatte sich jedoch am Himmel eine dunkle Wolkenfront gebildet, die sich nun über das „Straßen“netz von Misiones ergoss. Schnell wurden aus den roten, festen Lehmpisten dunkelrote schlammige Seifenrutschen.

Ein weiteres Mal verlor Patrick eine Alubox, diesmal die linke. Vielleicht hätten wir einfach wie die Truckfahrer mit ihren LKWs mitten auf der Straße stehen bleiben sollen, um von einem Pickup abgeholt zu werden. Dieses Glück blieb uns vorenthalten, so dass wir bei nun nicht mehr ganz so guter Stimmung die restlichen 10km Schlammmatschfahrt in fünf Stunden mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 2km/h bis zum Asphalt schafften. In Santo Tomé buchten wir uns erst einmal in ein Hotel ein, Patrick bekam ein Stück Fleisch und die Welt war wieder bunter. Am nächsten Tag erfolgte eine intensive Motorradwäsche und auch die Box konnte repariert werden (scheinbar gibt es in Misiones doch noch mehr Schweißgeräte!).
Misiones wird uns für immer in Erinnerung bleiben. Auch ohne Wasserschweine.

Dieser Bericht wurde unter widrigen Bedingungen geschrieben. Wir sitzen seit sieben Stunden bei Dauergewitter mit kontinuierlichem Regenguss im Zelt und wissen nicht, wie es enden wird. Eine Doppelplane bewahrt uns vor der Nässe von unten. Jedoch können wir das Zelt nicht verlassen, weil wir Wache schieben müssen um zu verhindern, dass es von oben durchregnet. Wir haben Hunger!

SOS (Schöne Ostern Schoneinmal) – bitte holt uns aus dem Dschungelcamp…


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