Copacabana, Sucre, Potosí – verspäteter Nachruf…

Wir arbeiten hart hier unten! Sehr hart! Und manchmal gehen wir sogar an die Schmerzgrenze. Ich meine, wer von uns unterwirft sich freiwillig den Arbeitsbedingungen von bolivianischen Minenarbeitern:

Monatsverdienst = ca. 1500 Bolivianos (entspricht etwa 150 EUR)
keine Krankenversicherung
Selbständigenstatus = alles Risiko beim Arbeiter
keine Maschinen
keine Sicherheitsvorkehrungen
übliche Todesursache = Quarzstaublunge
durchschnittliche Lebenserwartung = 43 Jahre
Okay, die ganz Schlauen antworten: Ein Taxifahrer in Bolivien verdient nur 80 EUR im Monat, Krankenversicherung ist da eh „Glückssache“, Selbständigkeit in Deutschland ist auch kein Zuckerschlecken, ehrliche Arbeit ist nun mal Handarbeit, Sicherheit ist ohnehin überbewertet und wer früh stirbt, soll halt früher anfangen zu arbeiten. Ich wollte aber wissen, wie das da wirklich ist – jedenfalls ungefähr – und bin runter gekraxelt in so ne Mine. Erst noch auf den Minenmarkt. Geschenke für die Arbeiter kaufen: 96%igen trinkbaren Schnaps, Saft, Cocablätter und vor allem Dynamitstangen (hat außer Ulla und Heikki und den anderen, die schon mal in Potosí waren, jemals jemand Dynamitstangen gekauft – cooles Gefühl irgendwie). Dann zur Mine. Der jüngste, den ich getroffen habe, war 10 Jahre alt. Soviel zum Thema früher anfangen mit der Arbeit. Immerhin hatte er es leichter, sich in den z.T. gerade einmal etwa 70cm hohen Stollen zu bewegen. Ist bei gefühlten 50°C für einen „wohlständigen“ Mitteleuropäer wie mich nicht immer ein Kinderspiel. Vor allem, wenn es dann noch recht steil und glatt bergab geht. Und natürlich ist es eher staubig da unten. Zum Glück hatte ich mir vorher noch ein schickes Spiderman-Halstuch gekauft, durch das ich dann mehr oder weniger atmen konnte. Zuführung von Frischluft fällt da unten jedenfalls aus. Dann stehen sie da mit einem Hammer und einem Meißel und hauen Löcher in den Fels. Drei Stunden brauchen sie für ein Loch von 40-50cm Tiefe, in das schließlich eine Dynamitstange geschoben wird. Das heißt, sie schaffen nicht ganz drei Löcher am Tag. Dann wird irgendwann gesprengt und an den Folgetagen das Gestein aus dem Stollen transportiert. Ich war begeistert von dem Besuch und trotzdem einigermaßen froh, als ich wieder draußen war. Eher eine Plackerei. Häuft sich gerade, wenn ich an die Kraxelei am Machu Picchu zurückdenke… Egal… Man kann ja nicht immer nur faul im Motorradsattel sitzen 😉

Außerdem hatten wir uns vorher ein paar Tage etwas erholt, erst im entspannten Copacabana (schon wieder?) und dann im wirklich schönen Sucre. Sucre war mal unangefochtene Hauptstadt Boliviens und man sieht der Stadt an, dass sie von den Spaniern gebaut wurde. Mittlerweile hat ihr La Paz den Rang abgelaufen. Aber wenigstens der Oberste Gerichtshof ist noch in Sucre. Wir haben uns vor allem Kultur gegeben und Ausblicke genossen! Ein Pflichtbesuch im Anatomischen Museum stand auf dem Programm, ein Ausflug zu Dinosaurierfußabdrücken, Essen in der deutsch-bolivianischen Begegnungsstätte, ein schaurig-lustiger Theaterbesuch zu einer brasilianischen Choraufführung (hat jemand mal einem Chor zugehört, bei dem mindestens 50% der Sänger falsch gesungen haben??? Dafür haben sie ihre einstudierten Choreographien – passendes Wort irgendwie – mit großer Inbrunst zum Besten gegeben!) und einiges mehr, was man in zwei Tagen schaffen kann. Wie gesagt: reine Erholung.

Mal sehen, was die nächste Station bringt. Salar von Uyuni ist angesagt. Wohl wieder von den Mopeds ab- und in einen Jeep einsteigen…


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Von die ollen Incas

Is ja eigentlich wie mit den Indianern in Nordamerika: Kommen irgendwann ein paar Europäer, versuchen die indigene Bevölkerung zu bekehren und wenn sie scheitern, ballern sie halt rum und am Ende gewinnen sie, weil sie die effektiveren Waffen haben. Aber irgendwie is es auch wieder anders, hier im Süden. Klar, gibt keine Incas mehr und da wo früher Incastädte waren, stehe heute häufig Kirchen – dieselben Steine übrigens, nur anders auf einander gestapelt. Und trotzdem: In den Kirchen hängen Bilder auf denen die Madonnen Kleider tragen, deren Form Berge repräsentieren – die Gottheiten der Incas – und auf denen Tiere und Früchte Südamerikas zu sehen sind. Und was noch viel wichtiger ist: Das, was die Spanier übrig gelassen haben, gehört heute zu den meistbesuchten Touriattraktionen – und damit auch zu den lukrativsten Einnahmequellen. In Peru sind das vor allem die so genannten „Nasca-Lines“ und- natürlich Machu Picchu. Haben wir uns angeguckt. War aus unterschiedlichen Gründen ganz schön anstrengend. Haben wir trotzdem gemacht. Haben ja schließlich auch einen Bildungsauftrag.

Die Nasca-Lines sind Geoglyphen. Geoglyphen ist fast sowas wie ein neues Lieblingswort von mir. Ich bin ja ein ausgesprochener Freund von Fremdwörtern. Geoglyphen sind Bilder / Figuren von größerem Ausmaß, die auf dem Boden meist als Linien zu sehen sind. In Nasca sind die ziemlich groß, weshalb man die in Gänze nur sehen kann, wenn man sich mit einem Flugzeug drüber fliegen lässt. Man zahlt gut 100 Dollar und sitzt dann für eine gute halbe Stunde mit fünf anderen Menschen und zwei Piloten in einem Kleinflieger, der sowohl im Geradeausflug als auch in den Kurven ständig absackt und wieder an Höhe gewinnt. Logische Folge: Zwei Gäste haben nur die Tüten in ihren Händen gesehen, die restlichen Fluggäste gaben alles im Hin und Her zwischen Übelkeit und Faszination. Gesehen – und versucht zu fotografieren – haben wir so Dinge wie einen Affen, einen Kondor oder einen Astronauten. Alles sicher keine Bezeichnungen, die sich die Inca ausgedacht haben. Aber so verkauft sich das halt besser. Im Grunde bestehen die Linien aus aufeinander gestapelten Steinen. Warum die sich damals allerdings die Mühe gemacht haben, so viel Geröll durch die Gegend zu schieben, weiß man bis heute nicht so genau. Hat sicher was mit Ritualen und Götterverehrung zu tun. Aber was genau…??? Man war am Ende vor allem froh, heile wieder unten zu sein.

Finanziell und organisatorisch noch deutlich aufwändiger ist der Besuch von Machu Picchu. Hat jeder schon mal gehört. Will fast jeder mal hin. War aber früher wahrscheinlich nicht so wichtig wie die nahegelegen Stadt Cusco, von wo aus die meisten ihre Tour nach Machu Picchu starten. Egal… Die Alternativen sind zahlreich. Man kann das selbst organisieren oder sich einer Agentur anvertrauen. Hat alles vor und Nachteile. Um eine komplizierte und vor allem teure Anreise kommt man aber in keinem Fall herum, denn in Ollantaytambo ist Schluss mit der Fortbewegung auf oder im eigenen Fahrzeug. Ab da übernimmt die Bahn für einen unglaublich hohen Preis den Transport bis Aguas Calientes, dem letzten Ort vor Machu Picchu. Den Berg rauf fahren Busse. Kann

man den ganzen Tag nehmen. Für ein kleines Detail ist es allerdings wichtig, in einem der ersten unterzukommen: Nur die ersten 400 Besucher pro Tag bekommen die Möglichkeit, auf einen Berg zu steigen, der ca. 400m höher ist als Machu Picchu und von wo aus man entsprechend einen – sorry – geilen Blick auf die Ruinenstadt hat (natürlich Pflicht!). Und der erste Bus geht wann? Na, um 5.30 Uhr. Das heißt: Aufstehen gegen 4:30 Uhr, weil man ja nicht ganz hinten in der Schlange vor den Bussen stehen will. Okay, hört auf, drüber nachzudenken, ob das alles Sinn macht und ob wir noch zurechnungsfähig sind. Sind wir nicht. Und gelohnt hat sichs, auch wenn der Aufstieg auf den Extraberg mich verdammt viel Schweiß gekostet hat und ich Höhe ja eigentlich überhaupt nicht ertragen kann.
Als wir uns auf den Heimweg machten, hatten wir gute acht Stunden in den Ruinen verbracht, mystische Wolken und Sonne gesehen, verdammt viele Fotos gemacht, uns die Füße plattgelaufen und sind trotzdem nicht schlauer, wozu die Inca das alles da oben überhaupt gebaut haben.  Aber wenn ihr mal in der Nähe seid, vergesst den Aufwand, den ihr betreiben müsst. Lohnt sich trotz allem.

Peru haben wir derweil hinter uns gelassen und sind auf dem Weg zurück in Richtung Süden. Wollen noch was von Bolivien sehen, bevor es nach Argentinien und Uruguay geht. Demnächst mehr davon. Versprochen.


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Alpaca, Inca-Cola und Co.

Wofür ist Peru eigentlich bekannt? Für wenige mittelmäßige Fußballer vielleicht, die in noch mittelmäßigeren deutschen Vereinen angehimmelt werden. Für Machu Pichu auch noch. Und für die Geolinien in Nasca. Nicht viel eigentlich. Wir sind jetzt mal eingereist – ziemlich problemlos übrigens – mit dem Willen, uns ein Bild zu machen.

Der Start war etwas schwierig.  Eine Lasagne hat mich – Patrick – am zweiten Tag im wahrsten Sinne des Wortes zu Boden geschickt. Mitten in einem Café verließ mich der Kreislauf. Danach dann lieber ins Bett und das Fieber mit Decken und Paracetamol bekämpft. Ging recht gut. Nur die Sch…erei hat sich tapfer eine ganze Zeit gehalten. Das war in Puno. Seit gestern wissen wir: Puno ist das Gebiet aus dem heute die meisten Menschen nach Arequipa migrieren. Warum nur? Es gibt genau eine Attraktion in Puno, die Islas Flotas de Uros. Wir haben diese Schilfinseln auf dem Titicacasee besucht. Eine dieser touristischen Erfahrungen, von denen man im Nachhinein nicht so recht weiß, wie sehr man sich schämen soll, teilgenommen zu haben. Boote fahren Menschen im 10-Minuten-Takt aus Puno etwa sechs Kilometer auf den See hinaus (der bis dorthin allerdings in Teilen bereits verlandet ist). Jedes Boot legt an einer anderen der vielzahligen kleinen Inseln an. Dann setzt man sich auf Schilfrollen, die von den Bewohnern im Halbkreis zurechtgelegt wurden. Vor einem steht ein junger Mann, der kurz vor dem Anlegen des Bootes noch schnell ein „traditionelles“ Hemd über sein Barca-Trikot geworfen hat. Er gibt eine wirklich interessante Einführung auf Spanisch (Geschichte, Bauart, Tradition usw.) und leitet  am Ende extrem routiniert in den Verkaufsteil der Veranstaltung über, indem er von Einnahmequellen der Bewohner und ihren Produkten spricht. Die darf man dann kaufen. 20 Minuten hat man Zeit. Anschließend geht es zur Hauptinsel. Und man hat die Wahl, mit dem Boot zu fahren, das einen auch hergebracht hat, oder ein ortsübliches Schilfboot zu nehmen, Kostenpunkt 5 Soles (ca. 1,40 EUR). Aber eine Wahl hat man eigentlich nicht wirklich. Beim Ablegen stehen die Inselfrauen am Ufer und singen verschiedene Lieder in verschiedenen Sprachen. Beim Deutschen hat man sich für „Alle meine Entchen entschieden“… Man wird also rübergepaddelt und verbringt dann eine lange Stunde zwischen Postkartenverkaufsstand, Tücherstand, Getränkekiosk und Restaurant. Lassen wir das und bestimmen die Lebensmittelvergiftung zur bleibenden Erinnerung an Puno…

300km weiter westlich und mit ca. 2800m ü.NN auch mal wieder etwas tiefer liegt Arequipa. Arequipa… Arequipa… Arequipa… da war doch was… lange her… aaahhh, ja, Weihnachtsbasar Gymnasium Syke! Gebastelte Strohsterne verkaufen, Waffeln backen und diese Dinge. Und der Erlös geht nach? Richtig: Arequipa. Wird schon seine Richtigkeit haben. Als wir dieser Stadt in den letzten Wochen so langsam näher kamen, habe ich mich gefragt: Sollte man nicht mal schauen, was mit diesem Geld wirklich passiert? Also habe ich ein wenig gesurft, eine Mail geschrieben und schwupps hatten wir eine Verabredung mit Volker Nack. Er ist Leiter des Vereins Blansal, den er 1997 gegründet hat, um Kindern und Jugendlichen mit Erfahrungen familiärer Gewalt und sexuellem Missbrauch zu helfen. Okay, ich habe 1992 Abitur in Syke gemacht, als es den Verein noch nicht gab. Bis dahin wurden die Gelder in Richtung der deutschen Schule hier in Arequipa überwiesen. Aber wie das eben so ist: Viele Verbindungen hängen an Personen. Die gehen manchmal auch in Rente. Jetzt also Blansal. Wir haben uns mit Volker Nack die Häuser angeschaut, in denen Mädchen und Jungen getrennt von einander mit ihren Betreuern wohnen. Sie gehen zur Schule, sie machen Hausaufgaben, sie putzen, räumen auf, kochen, ziehen Karnickel und Meerschweinchen groß und können im Keller einen Kampfsport namens Shin Son Hapkido betreiben – mit Meister Volker Nack. Sie wirken dabei ehrlich respektvoll, freundlich und – gemessen an den Geschichten, die wir erzählt bekommen haben – ausgeglichen. Wir fanden es einen beeindruckenden Besuch. Und wenn wir sollten, würden wir sagen: Weiter Weihnachtsbasar machen und Einnahmen spenden.

Ach so, für die Stadt Arequipa hatten wir auch noch Zeit. Und das war gut so. Sie ist schön, diese Stadt und gleichzeitig die spanischste der Städte, die wir bis dato besucht haben. Viel glatter Tuffstein an unzähligen Kirchen und drei Klöstern. Man hat viel Geld investiert, das vor allem vorhanden ist, weil im Umland etliche Minen reichlich Rohstoffe freigeben. Die Mauern der Stadt sind heute weiß (nachts gelblich angeleuchtet), waren früher aber blau oder rot oder orange angemalt. An verschiedenen Stellen sieht man das noch und es wirkt lebendig, gar fröhlich. Hier würden wir sicher noch einmal unterkriechen.

Morgen geht es weiter. Mit dem Colca Canyon ist nach Kultur und Sozialem wieder Natur angesagt. Und ein wenig Schotterpiste wird’s wohl nach längerem auch mal wieder geben. Wir freuen uns drauf. In diesem Sinne beste Grüße aus Peru.

PS: Online sind jetzt auch Bilder aus La Paz und aus dem Nationalpark Lauca.


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Brot und Spiele

Lumberjack:
Es handelt sich um ein Würfelspiel, dass mit mindestens zwei Personen und fünf Würfeln gespielt wird. Ziel des Spiels ist es, möglichst als erster Spieler 10.000 Punkte zu erreichen. Die Siegprämie kann frei verhandelt werden. Punkte erreicht man durch das Würfeln von:
Einsen (eine 1 = 100 Punkte, gleichzeitige drei Einsen = 1000 Punkte, jede weitere gleichzeitige Eins verdoppelt die Punktzahl)
Fünfen (eine 50 Punkte, gleichzeitige drei Fünfen = 500 Punkte, jede weiter gleichzeitig Fünf verdoppelt die Punktzahl)
Straßen (500 Punkte)
Ein Spieler darf in einer Runde solange weiter machen, wie er mindestens eine Punkte bringende Zahl würfelt. Es muss mindestens ein Würfel raus gelegt werden. Hat ein Spieler fünf Punkte bringende Würfel auf dem Tisch liegen, darf er wieder mit allen Würfeln würfeln. Seine bis dahin erzielten Punkte werden übernommen und zu den dann gewonnenen addiert. Würfelt der Spieler bei einem Wurf weder eine Eins noch eine Fünf oder Straße, verfallen alle seine bis dahin in der Runde erzielten Punkte und der nächste Spieler darf sein Glück versuchen. Der Spieler hat, so er an der Reihe ist, jederzeit die Möglichkeit, seine Runde zu beenden und die bis dahin erzielten Punkte aufschreiben zu lassen. Tut er dies, bleibt es dem ihm nachfolgenden Spieler überlassen, ob er mit den Punkten seines Vorgängers und damit auch mit den verbliebenden Würfeln weitermacht oder sein Glück mit allen Würfeln bei Null beginnt.

Hat man schnell verstanden. Macht Spaß. Und manchmal nimmt man die Ergebnisse dann auch gerne, um die Reiseroute zu ändern…

Wir waren ja zuletzt – ihr erinnert euch dunkel? – auf dem Weg nach Iquique an der chilenischen Pazifikküste. Nun, das ist eineinhalb Wochen her. Natürlich haben wir Chile derweil hinter uns gelassen, nachdem wir noch eine Nacht in Arica und zwei in Putre verbracht hatten. Sind von der Küste also auf den Altiplano über 3500m hochgeritten und haben uns mit Ulla und Heikki in La Paz getroffen. Die zwei Finnen kennen wir aus Viedma – ihr erinnert euch? – dem Motorradtravellertreffen am Anfang unserer Reise. Die mögen wir und unsere Wege kreuzten sich mehr oder weniger zufällig in La Paz. Sind wir also gleich bei ihnen im Hostal República untergekrochen und haben zwei schöne Tage mit ihnen verbracht. Abgefahrene Stadt, dieses La Paz. Keine reine Schönheit. Aber durch ihre Lage, von unten bis oben in einem tiefen Bergkessel, durchaus beeindruckend. Bloß schwierig, dass die Hänge nach längeren Regenfällen zu Erdrutschen neigen…

Dann weiter zur nächsten Verabredung im 150km entfernten Copacabana am Titicacasee. Dort hatten Tony und Ina (aus Berlin) schon eine Nacht das gemeinsame Hotel getestet und für gut befunden. Also haben wir uns auch zwei Nächte dort eingebucht. Der Tag dazwischen war entspannt. Ein bisschen Mopeds aufhübschen mit dem Verkäufer (das ist Tony) der Dinger und vor allem WÜRFELN!!! Einsatz: Das Reiseziel des nächsten Tages. Begemann würde sagen: „Eigentlich wollt ich nicht nach Hannover…“ Andererseits mussten wir ja eh noch einmal nach La Paz, weil da unsere Spiegelreflexkamera zur Reparatur war. Also mit den beiden zurück in den Verkehrsmoloch. Unterkunft diesmal allerdings außerhalb im „Hotel Oberland“ – Schweizer Besitzer, Schweizer Essen, deutsche Gäste. Nach kurzer Diskussion haben wir uns dafür entschieden, unsere Zelte auf dem Sandsportplatz aufzubauen.
Gelitten haben in den letzten Tagen die Erkundungstätigkeiten. Aber egal. „Zu Gast mit Freunden“ hat uns sehr gut getan – glaube ich, sagen zu können! Ab morgen geht’s aber dann wieder zu zweit weiter. Nächstes wesentliche Ziel: Arequipa in Peru! Sollte zumindest allen Syker Gymnasiasten was sagen. Wir haben da auch wieder eine Verabredung. Will mal sehen, was mit dem Weihnachtsbasargeld so passiert 😉

PS1: Jana hat soeben ihr Zweitmotorrad gekauft. Eine Kawasaki er 5… Ich hab ihr ja abgeraten. Aber gegen Tony hatte ich keine Chance. @Roman: Immerhin steht damit den gemeinsamen Ausflügen nichts mehr im Weg!!!
PS2: Eigentlich sind wir ja schon wieder in Berlin. Hatten ja schließlich Rückflüge für den 26.2. gebucht. Aber Umbuchen ist ja easy. Wir sind also am 5.5.2011 wieder in der Hauptstadt!


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Wüstenvariationen – Farce in fünf Szenen

Ein kleiner chilenischer Ort mit Tankstelle und einem kleinen Park am Ortseingang, mit einem ca. drei Meter hohen, Blumen geschmückten Kreuz und einem rosa Altar mit verschiedenen Porzellanfiguren. Hier sitzen auf einer Bank im Schatten zwei Motorradreisende im besten Alter, sie, Jana, Ärztin, er, Patrick, „Kulturschaffender“, die Motorradjacken (KEINE LEDERKLUFT – dafür sind die Fahrer zu alt bzw. noch nicht alt genug und vor allem viiiiel zu uncool!!!) über die Fahrzeuge gehängt. Es ist heiß. Ein herrenloser Hund streunt um sie herum. Sie trinken Cola und essen Kekse.

PATRICK: Boah, ist das warm.
JANA: Es ist nicht warm, es ist heiß. Das ist Wüste hier. Trockenste Wüste der Welt. A-t-a-c-a-m-a.
PATRICK: Du meinst wie in diesem San Pedro de Atacama?
JANA: Sagt ja der Name.
PATRICK: Gabs aber Wasser.
JANA: Aber nicht auf der Toilette und in den Duschen.

Aus dem Theaterlautsprecher die Stimme eines Stadionsprechers:
STADIONSPRECHER: Tooooor für den HSV! Torschütze: Mladen…
JANA und PATRICK springen auf und brüllen: … Petric Fußballgott!
STADIONSPRECHER: Neuer Spielstand HSV…
JANA und PATRICK: … Eins
STADIONSPRECHER: Werder???
JANA und PATRICK: … Nulllll – noch zu viel!
STADIONSPRECHER: Hummel Hummel…
JANA und PATRICK: … Mors Mors!!!
Sie setzen sich wieder

PATRICK: Aber geregnet hats nur einmal in der Nacht.
JANA: Das stimmt.
PATICK: Dafür hat die Sonne alles gegeben.
JANA: Stimmt auch.


PATRICK: Is schön untergegangen, da in diesem Tal, das nicht ihres ist…
JANA: … de la Luna …
PATRICK: … und hat sich am nächsten Morgen in den Dienst der Geysire gestellt, die woanders sicher höher, schneller und weiter sind …
JANA: … aber bestimmt nicht so „mystisch“ und so hoch gelegen wie am Vulkan Tatio. Das ist nämlich Weltrekord. Und wenn WIR sagen, es hat sich gelohnt, dafür um 4:45 Uhr aufzustehen, würde ich meinen: War schön!
PATRICK: Yip!

Aus dem Theaterlautsprecher die Stimme eines Stadionsprechers:
STADIONSPRECHER: Tooooor für den HSV! Torschütze: Paolo…
JANA und PATRICK springen auf und brüllen: … Guerrero Fußballgott!
STADIONSPRECHER: Neuer Spielstand: HSV…
JANA und PATRICK: … Zwei
STADIONSPRECHER: Werder???
JANA und PATRICK: … Nulllll – noch zu viel!
STADIONSPRECHER: Hummel Hummel…
JANA und PATRICK: … Mors Mors!!!
Sie setzen sich wieder

PATRICK: Das Essen war gut.
JANA: Wir haben ja auch drei Tage lang nicht gekocht…
PATRICK: Schmeckt Essen eigentlich besser, wenn man nur die Hälfte bezahlt?

JANA: Nein, aber es ist nur halb so teuer. Und die Gesellschaft von zwei deutschen Motorradreisenden, die einem Tipps für die anstehende Reiseziele geben, ist definitiv genussfördernd.
PATRICK: Aber irgendwie blöd, wenn man das Restaurant dann kein zweites Mal besuchen kann, oder?
JANA: Wolf sagt: Wirt ist selber schuld. Und der war Wirt.
PATRICK: Dann stimmts auch! Andererseits…
JANA: Andererseits?
PATRICK: Andererseits hätte man den Jungs da ja theoretisch auch sagen können, dass sie nur die Hälfte der Menüs auf die Rechnung gesetzt haben…
JANA: Theoretisch…

Aus dem Theaterlautsprecher die Stimme eines Stadionsprechers:
STADIONSPRECHER: Tooooor für den HSV! Torschütze: Paolo…
JANA und PATRICK springen auf und brüllen: … Guerrero Fußballgott!
STADIONSPRECHER: Neuer Spielstand: HSV…
JANA und PATRICK: … Drei
STADIONSPRECHER: Werder???
JANA und PATRICK: … Null null null – ätsch!
STADIONSPRECHER: Hummel Hummel…
JANA und PATRICK: … Mors Mors!!!
Sie setzen sich wieder

JANA: Find ich ja lustig, dass wir die sechs Brasilianer nach Salta dann auch in San Pedro, im Valle de la Luna und sogar bei den Geysiren wiedergetroffen haben.
PATRICK: Und in ihrem Blog haben sie uns auch erwähnt! Nette Menschen also! Frag mich bloß, wo die das Geld für die teuren Straßenmaschinen her haben, mit denen sie unterwegs waren. Naja, wenigstens gut investiert.
JANA: Verglichen mit den deutschen Rentnern von Seabridge auf jeden Fall!
PATRICK: Bin ja bloß froh, dass Werner und Muttern sich nicht in einen Caravan setzen würden. Sonst müssten wir am Ende auch vor denen noch flüchten, wenn sie in der Kolonne unseren Zeltplatz voll machen.
JANA: Und 10.000-15.000 EUR für drei Monate nur für ein kleines Buch, in dem die Route und ein paar GPS-Daten stehen und OHNE den Wagen, den Sprit, die Stellplatzgebühren, Verpflegung?
PATRICK: schüttelt verständnislos den Kopf Dafür haben sie alle einen Riesenlaptop dabei und kurz vor der Reise vom Enkel noch schnell Skype erklärt bekommen
Spielt eine Rentnerin beim Telefonieren mit der Freundin zu Hause nach. Lautstärke so, dass es ein ganzes Restaurant mitbekommen muss:
Ja Servus Rosi. Wir sind jetzt in Sannn Pedro de ATTAKahma. Das ist in der Atacamawüste. Viel Staub, Dreck und Touristen. Aber schön. …
Du, wie geht’s denn der Marianne? … Ach wirklich? … Ah ja …
Du, bei Skype … Ach wirklich? … bei Skype … aha?! … bei … ja, das wollte ich gerade sagen: Bei Skype zahlst du nur … ja … Du zahlst bei Skype nur 0,0019 Cent pro Minute! Da dachte ich, rufe ich dich jetzt mal eben an. Du musst dafür ja nicht im Internet sein. I scho. Du nicht. 0,0019 Cent. Zahlst am Anfang 10 EUR ein und … ja … I muss aber bald mal nach bezahlen sind nur noch 2,15 EUR übrig…

Aus dem Theaterlautsprecher die Stimme eines Stadionsprechers:
STADIONSPRECHER: Tooooor für den HSV! Torschütze: Änis…
JANA und PATRICK springen auf und brüllen: … Ben-Hatira Fußballgott!
STADIONSPRECHER: Neuer Spielstand: HSV…
JANA und PATRICK: … Vier
STADIONSPRECHER: Werder???
JANA und PATRICK: … Nuuuull – Absteiger, Absteiger!
STADIONSPRECHER: Hummel Hummel…
JANA und PATRICK: … Mors Mors!!!
Sie setzen sich wieder

PATRICK: Du sag mal, wo sind wir hier eigentlich?
JANA: Ist das wichtig?
PATRICK: Ein bisschen mehr Respekt bitte!
JANA: Der Ort heißt Maria Elena.
PATRICK: Und wieso haben die Leute, die uns hier die ganze Zeit zuhupen und –winken alle die gleichen roten Pickups?
JANA: Sind bestimmt Firmenwagen.
PATRICK: Gibt’s hier nur eine Firma?
JANA: Ein bisschen mehr Respekt bitte – für die Geschichte dieser Stadt! Ist immerhin der letzte verbliebene Ort in Chile, der die große Tradition der Salpetergewinnung betreibt!
PATRICK: Ach so. Wollen wir weiter?
JANA: Ja.
PATRICK: Suchen wir in Iquique eigentlich einen Zeltplatz oder ein Hostal?
JANA: Du meinst wegen des Zeltes?
PATRICK: Naja, immerhin gehen diverse Reißverschlüsse nicht und den halben Meter großen Riss in der Außenhaut haben wir auch nicht wirklich geflickt bekommen.
JANA: Das ist Wüste hier. Kein Wasser. Also auch kein Regen. Auf geht’s!
Die beiden verlassen den Ort. Auf einer Leinwand im Hintergrund sieht man Frank Rost mit einem Megaphon auf dem Zaun vor der HSV-Fankurve, der ruft: „Gebt mir sechs „Scheiß Sankt Pauli“


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La Paz oder San Pedro, Hauptsache Italien

Der wichtigste Unterschied zwischen einem Urlaub und einer Reise besteht vielleicht darin, dass sich Pläne von einer Minute auf die andere ändern. Die Mehrzeit, die einem zu Verfügung steht, lässt einen da einigermaßen flexibel entscheiden. Es sind eher „Argumente“ von außen, die hier und da Entscheidungen beeinflussen. Mal klappert das Ritzel, dann das Lenkkopflager, dann der Hals oder die Glieder. Diesmal allerdings waren es tatsächlich Wetterberichte und Vorhersagen, die uns in eine andere Richtung einschlagen ließen – ziemlich spontan. „Schlechte Straßen“, „Regen“, „richtig kalt“, „der Salar steht unter Wasser“ hat sich festgebissen in unseren Hirnen und statt von Salta direkt nördlich in Richtung Bolivien zu kacheln, sind wir links abgebogen und mit einem Zwischenstopp in Purmarmarca und unserer bislang höchsten – und beeindruckendsten – Passüberquerung in San Pedro de Atacama gelandet. Ja, genau, Atacama: Wüste, trocken, heiß! Das ganze wieder in Chile.

Purmarmarca kann man schnell abhaken. Es gab keine Tankstelle, einen Haufen Hostals und Hotels, drei vier Campingplätze, die eher runtergerockt aussahen und ein paar bunter Felsen, die dem Ort wenigstens zu ein paar Tagestouristen verhelfen. Wir brauchten ein Nachtquartier. Das haben wir gefunden…

Dann die Passüberquerung. Das Navi – bei dieser Art Angaben nicht immer ganz verlässlich und vor allem reichlich unpräzise – zeigte an der höchsten Stelle 5km an. Das bedeutet, wir befanden uns über 5000m. Wie weit und ob wirklich, lässt sich leider nicht nachvollziehen. Sagen wir, es waren ca. 5km. Reicht ja auch.

Ziemlich dünn die Luft da oben. Und superschön!!! Zum Glück machen die Mopeds die Arbeit für uns. Und selbst diese unsere Kampfkrads hatten dann irgendwann reichlich zu kämpfen. Bergauf, kaum Luft, kräftiger Gegenwind… Als am Rand plötzlich ein wenig Schnee lag, haben wir in den zweiten Gang runter geschaltet. Und fast wären sie gar nicht soweit gekommen. Mal wieder eine Tankstellengeschichte gefällig? Hier: Von Purmarmarca (wie gesagt keine Tankstelle) losgefahren, nach über 100km auf Reserve gegangen, dann angehalten und die Reservekanister in die Tanks gefüllt. Schließlich in Susques angekommen, wo es eine Tankstelle geben sollte. Einem Schild gefolgt, dass vier Kilometer weiter wies. Dort Tankstelle gefunden. Janas Tank voll gemacht, bei mir 3 Liter eingefüllt. Tankwart: „No mas!“ Benzin war alle. Super! Also doch zurück nach Susques. Nach Suche ziemlich übel aussehende Zapfsäule ohne Tankwart gefunden. Gleichzeitig eintreffender Brasilianer mit Moped fuhr los, kam wieder und meinte: „Kommt gleich einer.“ Kam auch. „Muss schnell machen, konnte nur schnell von der Arbeit weg.“ Brasilianermoped voll gemacht, bei Jana angefangen (hatten zwischenzeitlich aus ihrem Tank was in meinen abgefüllt – sicherheitshalber) und fupp, Schlauch aus der Säule gerutscht und Benzin statt in den Tank über den Ort verteilt, der Tankstelle heißen wollte. Naja, so eine Geschichte halt. Cool bleiben…

Als wir 160km nach dem argentinischen Grenzübergang dann schließlich auch den chilenischen erreichten (das ist kein Witz und auch keine Übertreibung!) waren wir auch schon in San Pedro. Fuhren in die Stadt auf der Suche nach einem Campingplatz, wurden von einem brasilianischen Mopedfahrer angehalten und gefragt, was wir suchen. Dann hat er uns direkt zu unserem jetzigen Zeltplatz gebracht – nett. Dort trafen wir auf Wolf (Transalp und aus Berlin) und Christian (KTM und aus Regensburg), die uns beim Abendbrot noch schnell Tipps für Bolivien und Chile gaben.

So, heute Valle de Luna, morgen Geysire und Weiterfahrt nach Calama. Das jedenfalls ist der Plan. Kann sich aber noch ändern. Wisst ihr ja. Ist eine Reise 😉


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Spionage

Es gibt nur eine Erklärung für das, was wir heute gesehen haben: Chile plant generalsstabsmäßig und in großem Stile den Gewinn der Fußball-WM 2022! Stundenlang jagten wir unsere Motorräder über Schotterpisten, auf mehr als 1500m. Plötzlich öffnete sich ein Hochplateau und sichtbar wurden innerhalb von nur wenigen Kilometern drei Fußballplätze und eine Landebahn für Flugzeuge samt Windhose. Wozu fragt man sich. In dieser Abgelegenheit eine solche Anhäufung mit Toren aus Holzpfosten, ohne Netze? Dafür aber schön gelegen, am See, umgeben von Bergen und Vulkanen, inmitten der Chilenischen Schweiz (wo sonst?! Schweiz? Bern? Nachmacher?), mit ihren einzigartigen und schönen Araukarien (heilige Bäume der Mapuche). Kann keinen Zweifel geben: Hier werden die Stars von morgen mit den Vorzügen der heimischen Landschaften geködert und unter idealen Bolzbedingungen auf ihre Lebensaufgabe vorbereitet werden. Schließlich wurden Weltmeister wie Maradona auch einmal auf einem staubigen Karree mit morschen Holzplanken geboren. Irgendwie bloß komisch, dass wir keine Überwachungskameras und keine Sternehotels für die Funktionäre gesehen haben. Naja, egal. Das Geheimnis ist gelüftet und Argentinien wird sich über die Infos sicher freuen! Werden uns gleich mal an den dortigen Nationaltrainer wenden (wer ist das eigentlich gerade?).
Bringt bestimmt noch was für die Urlaubs… äääääh, Reisekasse. Haben uns jetzt erst einmal abgesetzt, bevor sie uns entdecken konnten und sind in Curacautín untergekrochen. Auftrag ausgeführt! Erwarten neue Anweisungen…


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Schlaaaand!!!

Wenn man in einem Land, fern der Heimat, laufend Menschen in Deutschlandtrikots, derlei Trainingsanzügen, Trachten und / oder Tirolerhut sieht, kann eigentlich nur Fußball WM sein. Richtig komisch wird’s allerdings, wenn in diesem Landstrich des besagten fernen Landes das Nachmittagsgebäck „Kuchen“ heißt, die Biermarke „Kunstmann“ oder „Haussmann“ und die Restaurants „Bauernstübel“, „Hexe und Feen“ oder „Blumen Dorf“. Angst bekommt man, wenn es dazu noch ein Museum der deutschen Kolonisation entdeckt. Wir sind trotzdem rein gegangen. Freilichtmuseum in Frutillar, mit ungefähr sechs Häusern, die denen der ersten Siedler der Gegend nachempfunden sein sollen, die Deutsche waren. Der Wiederaufbau wurde freundlich gesponsert von der Bundesregierung in treuer Freundschaft der Deutschen zum chilenischen Volk – oder so ähnlich. Alles ziemlich heroisch. Alles sehr positiv. Und man mag die Deutschen in dieser Ecke offenbar tatsächlich besonders gern. In Valdivia organisiert die Feuerwehr gemeinsam mit der oben schon genannten Brauerei „Kunstmann“ (dort ansässig) jedes Jahr ein „Bierfest“, mit bayerischer Schunkelmucke, deutschen Hits der 50er, die kein Mensch versteht, Dosenwerfen und Entenangeln. Großes Ereignis. Alles irgendwie skurril und lustig und sicher (kaum?) etwas, für eine wissenschaftliche Arbeit zum Thema „Deutschlandbilder im außereuropäischen Ausland“. Aber auch das: Ein etwa 60 Jahre alter Mann fragt uns, was uns aus dem fernen Berlin nach Chile verschlage. Er redet akzentfrei Deutsch und doch stellt sich heraus, dass er Chilene ist, der lediglich fünf Jahre in Berlin ‑ „dem Westteil“ ‑ gelebt hat. Woher das gute Deutsch? Lassen wir ihn selbst antworten: „Meine Eltern haben sehr viel Wert auf das Deutsche gelegt.“ Okayyyy……
Fassen wir zusammen: Wir haben mit der Insel Chiloé, Puerto Montt, Frutillar und Valdivia Orte besucht, die ehedem von Deutschen mit erschlossen wurden, was man diesen heute noch hoch anrechnet. Vermutlich zu Recht. Dass sich da in späteren Zeiten andere Motive der Übersiedlung untermischten, die mit einer weniger heroischen Ära deutscher Geschichte zu tun haben, darf man aber zumindest anmerken. Schön ist die Gegend in jedem Fall und wir haben endlich auch den Pazifik richtig bewundern können! Sieht aus wie ein richtiger Ozean, mit richtigen Wellen und richtigem Strand… halt, nein, der Strand ist meistens schwarz. Das ist nun wirklich nicht das, was man sich unter einem richtigen Strand vorstellt. Aber dafür waren kaum Menschen drauf, abgesehen von ein paar Campern. Auch cool.

Und um der Überschrift noch ein wenig gerechter zu werden: Am Samstag haben wir über Internetradio die erste Halbzeit der Bundesliga als Konferenz verfolgt. Fast wie zuhause und vor allem fast wie früher auf dem Bassumer Hypothekenhügel: Samstag 15.30 Uhr, auf den Auffahrten der Einfamilienhäuser stellen Familienväter Schlauch, Wassereimer und Schwamm bereit, öffnen die Türen ihrer Autos, stecken den Schlüssel ins Zündschloss, drehen ihn gerade weit genug, bis das Radio anspringt und pegeln die Lautstärke so, dass nicht nur sie, sondern auch der Rest der Nachbarschaft, von Kevin Keegans Tor in Echtzeit erfahren. Traumhaft!
Freilich – auch ein geiles Wort, oder? – haben wir uns rechtzeitig auf die Motorräder gesetzt, um einerseits noch etwas von der Gegend zu sehen und zum anderen die Tore des Clubs gegen den HSV nicht mehr erleben zu müssen.

Der Weg wird uns nun von Pucón (heftig touristischer Ort mit schönem Sonnenuntergang) durch eine Gegend mit einigen Vulkanen führen, die wir sehen können, wenn der Wettergott es gut mit uns meint. Landen werden wir dann nach einer Langetappe in Valparaiso und von dort geht’s Richtung Mendoza in Argentinien. Mal so zur Orientierung. Also, immer schön dran bleiben! Und Grüße aus der Ferne!


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