Ferien auf dem Bauernhof – wie früher…

Das scheint ein wenig die Crux mit den neuen Medien: Postet man jeden Tag etwas in seinem Blog, kommt keiner hinterher, das Zeug auch wahrzunehmen. Hat man dann aber mal ein paar Tage keine Möglichkeit, existiert man auch gleich nicht mehr. Okay, machen wir es kurz: WIR SIND WIEDER DA!!!

Gegönnt haben wir uns, was uns diese Welt mit dem Internet sonst nur selten geben kann: Ein Leben ohne Kommunikation „nach außen“. Auf einer Estancia waren wir, einem Bauernhof, wenn ihr so wollt. Das ganze etwa 55km südlich von Cochrane in Chile, einem Ort, der schon für sich schon eher als Ende der Welt durchgeht denn dieses Ushuaia. Die Estancia hat einen Campingplatz und ein kleines Häuschen mit einem Schlafzimmer, zwei Klos mit Duschen und einer Küche mit Holzofen. Elektrizität hat sie keine. Dafür stammt die Dame des Hauses aus Deutschland. Naja, eigentlich aus dem Allgäu. Sie hat einen Gaucho geheiratet und zwei pfiffige Kinder geboren, die – wie beneidenswert – fließend Deutsch und Spanisch sprechen. Man bietet Ausflüge per Pferd und Asados, vor allem aber Ruhe und jede Menge traumhafter Natur! Auf den Ritt zu Pferde haben wir beide zu Gunsten der körperlichen Unversehrtheit lieber verzichtet. Dafür haben wir einen reinen Ausruhtag gemacht, einen Ausflug nach Caleta Tortel unternommen, einer Stadt, die auf Holzstelzen gebaut wurde, und durften an einem Asado teilhaben (vom Schlachten bis zum Essen). Da hatten wir Glück, denn einen Gruppe US-amerikanischer Studenten hatte sich zu demselben angemeldet. Elisabeth konnte unsere Hilfe gut gebrauchen und wir sind beim Essen direkt vom Gastgeber naturgegeben nicht abgeneigt. Fazit: Alle glücklich!

Der Besuch der Studenten war noch aus anderem Grund interessant. Sie beschäftigen sich in einem Seminar mit dem heißesten Problem der Region. Ein Stromkonzern hat den Bau mehrerer Staudämme beantragt und will erst mächtig fluten und dann mächtig Strommasten bauen. Und das alles mitten in und quer durch das eben beschriebene schöne chilenische Patagonien. Geht gar nicht. Elisabeth ist Vorkämpferin der Gegner und – wie wir gestern schon feststellen ‑ konnten in der ganzen Region sehr bekannt. Wer Lust hat, kann sich das mal auf der Internetseite Patagonia sin Represas anschauen.

Was vergessen? Ja! Auf dem Weg nach Chile haben wir noch die Cuevas de las Manos besucht. Dort Guss (Kanadier) getroffen, den wir noch aus Viedma kannten und Wandmalereien angeschaut. Lauter linke Hände. Manche auch mit sechs Fingern. Kommentar der Guides: „Wenn man in Gruppen von 200-300 Personen lebt, bleiben solche Defekte nicht aus.“ Nachtquartier in Bajo Caracoles gemacht. Staub, Stab und Staub, ein Hotel, ein Hostal mit Campingmöglichkeit und ein Campingplatz. Wir haben uns fürs Hostal entschieden. Abendbrot gegessen mit einem Italiener und seiner Freundin. Die beiden fahren zu zweit auf einer 125er – WIR sind nicht verrückt!

Noch was vergessen? Ach ja, die Nacht davor für die Ferien auf dem Bauernhof geübt und auf der Estancia La Angostura gecampt. Dabei fürstlich bewirtet worden mit Roter Beete, eingelegten Auberginen, Guanakoschinken und „Lammkäse“, was eigentlich eine Sülze mit Lammfleisch war und derart köstlich geschmeckt hat, dass ich fast durchgedreht wäre. Danach Spaghetti mit selbstgemachtem Pesto für Jana und Lamm aus dem Ofen für den Fleischesser. Manchmal lassen wirs doch krachen…

Noch was vergessen? Ach ja, Grenzübertritt am Paso Rudolfo Raballo (oder so ähnlich), etwas südlich von Chile Chico. Grenzbeamte auf beiden Seiten begrüßten uns mit Handschlag – auch geil! Und die Strecke war zwar nicht ohne, aber wir haben sie unfallfrei und mit größtem Erstaunen über die Schönheit von Flora und Fauna befahren!

Jetzt sind wir auf der Carretera Austral wieder Richtung Norden unterwegs. Morgen geht’s von Coyhaique weiter. Für Samstag ist eine Fähre gebucht, die uns von Chaitén – das es wegen eines Vulkanausbruchs vor gut zwei Jahren eigentlich nicht mehr gibt – nach Castro auf der Insel Chiloé bringt, die wir dann auch zwei drei Tage befahren werden. Falls wir uns nicht melden, sind wir vermutlich wieder in einem Funkloch. Spätestens mit Ankunft in Puerto Montt gibt’s dann aber sicher wieder regelmäßig Berichte. Versprochen!

PS @ TicTornado: Wer soviel Kopfbälle versenkt hat wie uns Horst, sollte seinen Kopf lieber schonen und nicht Trainer sein. Und wer sich derart erfolgslos mit dem DFB gemessen hat wie Knie-kaputt-Matze, sollte vielleicht lieber Jugendtrainer werden. Du siehst meinen Mund weit geöffnet vor Entsetzen…


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Resümee III

Seit fast zwei Monaten sind Jana M.-Schmidttulpe und Patrick Kleinschmidt nun mit ihren Motorrädern in Südamerika unterwegs und haben dabei eine beträchtliche Distanz zurückgelegt. Mehr als 10.000 km stehen auf ihren Tachos. Zeit für ein weiteres Zwischenfazit und das Team von www.f60punkt2.de ist höchst erfreut, trotz der knappen Zeit, dafür eine der Protagonistinnen für ein Interview gewonnen zu haben.

"Ich denke, nächste Jahr werde ich wohl an der Dakar teilnehmen."

Peter Kralle: Frau M.-Schmidttulpe, 10.000km mit dem Motorrad auf den Pisten Argentiniens und Chiles: ein anstrengender Urlaub? Wie fühlen Sie sich?

Jana M.-Schmidttulpe: Das ist kein Urlaub, das ist eine Reise und ich fühle mich sehr gut.

PK: Was war bislang der schönste Ort, den Sie besucht haben?

JM: Puh, das ist schwer zu beantworten. Das waren so viele. Landschaftlich waren die Nationalparks mit den Gletschern in Chile und Argentinien, also ‚Torres del Paine‘ und der ‚Perito Moreno‘ sicher die Highlights. Aber jeder Landstrich hier hat seinen eigenen Reiz. Insgesamt kommt der Westen Argentiniens bei mir vielleicht ein bisschen besser weg als der Osten. Und von Chile haben wir ja bislang noch nicht so viel gesehen.

PK: Was hat Ihnen auf der Reise sonst noch imponiert?

JM: Zum einen die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der meisten Menschen, die wir getroffen haben – das gilt vor allem für die Einheimischen, aber auch für die anderen Reisenden, die unseren Weg gekreuzt haben. Zum anderen die vielen Tiere, die uns im wahrsten Sinne des Wortes über den Weg laufen: Guanakos, Pinguine, Füchse, Seelöwen, Seeelefanten, Papageien, Gürteltiere, Flamingos, Kondore, eine Tarantel und alle einfach in der freien Wildbahn. Toll!

PK: Was waren die größten Herausforderungen?

JM: Zwei Dinge: Der Wind und das Essen.

PK: Wie läuft‘s mit dem Fahren?

JM: Naja, den Asphalt haben wir mit dem Erreichen der Ruta 40 und jetzt der Carretera Austral ja erst einmal hinter uns gelassen. Mittlerweile habe ich mich an das Schotterfahren gewöhnt, zuerst hatte ich ziemlichen Respekt. Ich denke, nächstes Jahr werde ich wohl an der Dakar teilnehmen. (lacht)

PK: Und wie bewältigen sie als Vegetarierin die Zumutungen der von Asados und Bifes de Chorizos übervollen Speisekarten?

JM: Ab und zu gehe ich in den Supermarkt, kaufe Gemüse, Reis, Nudeln oder Kartoffelpüree und nötige Patrick selbst zu kochen anstatt in die nächste Parilla zu gehen. Gibt zwar ein langes Gesicht, aber dann ist es wenigstens mal nicht meins.

PK: Anderes Thema: Sind Sie auf der langen Strecke Ihrem Zelt treu geblieben, oder hat die Sehnsucht nach einem weichen Bett und einer eigenen warmen Dusche zwischendurch gesiegt und Sie sind in ein Hotel gegangen?

JM: Wir sind jetzt fast zwei Monate unterwegs. In dieser Zeit haben wir nicht mehr als vier Nächte auf unser Zelt verzichtet. Das waren Nächte in denen wir notgedrungen einen Zwischenstopp einlegen mussten, weil das Ziel zu weit entfernt war. Und weil wir jeweils am nächsten Tag früh weiter wollten, haben wir nicht groß ausgepackt. Campen in Argentinien und Chile wird einem mit schönen und nicht zu teuren Zeltplätzen ziemlich leicht gemacht.

PK: Haben Sie Heimweh oder vermissen Sie etwas aus Berlin?

JM: Nein, Heimweh habe ich keines. Wenn ich an den Berliner Winter denke, bin ich froh, dass wir hier sind. Manchmal wäre es schön, die Familie und Freunde zu sehen oder den Thaiimbiss um die Ecke zu besuchen. Dies sind aber alles keine Argumente, sich hier nicht wohl zu fühlen.

PK: Was sind Ihre nächsten Pläne?

JM: Wir werden jetzt die Carretera Austral Richtung Norden fahren, wahrscheinlich bei Chaitén auf die Insel Chiloé übersetzen und dann über Puerto Montt weiter Richtung Santiago fahren. Da wir mittlerweile unsere Reisezeit von Ende Februar auf Ende März verlängert haben…

PK: … hört hört …

JM: … wird sicher Bolivien das nächste Ziel sein. Mehr wird aber noch nicht verraten.

PK: Ja, das sind ja Neuigkeiten! Wir freuen uns auf weitere Berichte und vielen Dank für dieses Interview.

Das Interview führte Peter Kralle. Er ist freier aber nicht unabhängiger Journalist und ist vom Team www.f60punkt2.de nur bis zum Ende der Reise auf Selbständigenbasis mit diversen Schreibarbeiten beauftragt.


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Aktueller Hinweis

Wir haben eine neue Kategorie eingeführt, die sicher einfacher auf dem neusten stand zu halten ist als unsere Google-Map. Oben im Menü findet ihr den ab sofort einen Link zu unserem Logbuch und dort in kurzen Worten eine Orientierung zu unserem Standort und der Route. Viel Spaß.


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Ice Ice Baby

Man hat ja eigentlich nicht jeden Tag die Chance, einen Ausflug in längst vergangene Zeiten der Erde zu machen. Vielleicht ist die Eiszeit auch nicht unbedingt das Zeitalter, in dem man hätte leben wollen – büschen kalt halt. Wir sind trotzdem mal los zu den Nationalparks mit den Gletschern in Chile und Argentinien – für unsere Leser ist uns selbstverständlich kein Weg zu beschwerlich. Naja, was soll ich sagen: Ziemlich cool. Das nur für das Wortspiel. Treffender wäre zu schreiben: Atem beraubend schön! Und wir hatten auch noch Glück.

Reiseführer: „Der 2400 qm große Nationalpark trägt seinen Namen ‚Türme von Paine‘ nicht von ungefähr, senkrecht ragen die Granitspitzen bis über 2000 m in die Höhe und bieten – zumindest, wenn einmal keine Wolken den Blick verstellen – eines der spektakulärsten Postkartenmotive in ganz Südpatagonien.“

Tag 1


Tag 2

Tag 3

Tag 4

Mammuts haben wir bei unserer Bootsfahrt an den Glacier Grey (Chile) und beim Ausblick von den Balkonen am Perito Moreno keine gesehen. Verstecken sich bestimmt in irgendwelchen Höhlen im Eis. Dafür sprechen auch die gewaltigen krachenden Geräusche, die einem aus den Gletschern entgegen hallen. Ein paar Kondore allerdings schwebten dann doch über uns. (Zwischenbemerkung an den Quotenbiologen der Familie: Kein Teleobjektiv, keine Nahaufnahmen von Kondoren – sorry) Gewaltig.

Und über die menschliche Natur haben wir auch wieder etwas gelernt: Hunderte schauen gebannt auf diese unglaublichen Schönheiten aus Eis und was verzückt ihr Herz? Die Selbstzerstörung der Riesen, der Moment, in dem sie „kalben“, also eine Teil ihrer Eismassen mit einem unglaublichen Donner als Eisberge in den jeweils zugehörigen See entlassen.

Fazit: Wer mal in Argentinien und/oder Chile ist: Unbedingt GG* machen.

Motorradanekdote zum Schluss: Vor der Transferetappe von „Torres del Paine“ zum Perito Moreno hatte man uns gewarnt, dass es ein Problem mit dem Benzin geben könnte. Nach Streiks verschiedener Berufsgruppen (Raffineriearbeiter, LKW-Fahrer…) sollte die Versorgung noch nicht wieder perfekt sein. So kam es auch. Sämtliche Tankstellen (das klingt viel, sind aber eigentlich nur zwei) zwischen dem Nationalpark in Chile und der Stadt El Calafate waren trocken. Bei einer Mindestentfernung von 341km und einer Maximalreichweite unserer Tanks (einschließlich Extrakanistern) von ca. 320km spricht das für ein logistisches Problem. Da half auch der kleine Umweg zu einer weiteren Tankstelle in La Esperanza nicht. Dort strandeten wir und sondierten die Möglichkeiten: 1. Hotel in der Einöde, in der Hoffnung, dass wie angekündigt am nächsten Nachmittag der Tankwagen käme, 2. mit einem Moped ca. 140km in die nächste Stadt fahren, volltanken, irgendwie Extrabenzin laden, zurückfahren, Mopeds betanken und hoffen, dass es bis nach El Calafate reicht oder 3. Autofahrer im wahrsten Sinne des Wortes anpumpen. Wir haben uns schließlich von einem Argentinier ein Schild schreiben lassen und am Ende tatsächlich jemanden gefunden, der uns ein paar Liter in unsere Tanks gefüllt hat. Mal wieder so ein Südamerikaerfahrung…

Soweit für heute. Weiter geht’s ab morgen in El Chaltén am Fuße des Fitz Roy. Bis dahin Grüße in die Heimat!

**GG = Gletscher-Glotzen


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Erdbeben

Das Team www.f60punkt2.de wünscht all seinen Usern ein gutes, gesundes und glückliches neues Jahr mit vielen spannenden Geschichten aus der Welt südlich des Äquators!!!

Eben gelesen, dass es in Chile ein schweres Erdbeben gegeben hat. Zur Beruhigung: Wir sind handgestoppte 2 Millionen Kilometer vom Epizentrum entfernt. Das ist für uns zwar nur eine Art Tagestour. Aber trotzdem zu weit weg, um irgendwie betroffen zu sein. Mehr Berichterstattung gibts erst in ein paar Tagen. Sind im Nationalpark und da gibts fast kein Internet. Aber es ist sooooooooooooo schön hier!!! Alles supi…


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Fernsehtipp

Ihr könnt morgen eine Reportage über unsere nächsten drei Monate sehen 😉 ARD-Doku


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Fin del mundo

„Feuerland“ heißt die größte Insel Südamerikas. Sie ist Sagen umwoben. Sie ist voll von Geschichte und Geschichten. Und sie ist sicher spannender und abwechslungsreicher als einiges, was wir in Patagonien so durchritten haben. Sie ist aber sicher nicht feurig. So ist das eben mit Übersetzungsfehlern. Die Bezeichnung der Ureinwohner für diese Gegend war nämlich nicht „Land des Feuers“ sondern „Land des Rauchs“. Wahrscheinlich wegen der Lagerfeuer, vielleicht aber doch wegen der Wolkenbänke, die hier täglich eindrucksvoll durchziehen. Egal. Wir haben unsere kältesten argentinischen Nächte hier verbracht und mehr als einen Tag im Aufenthaltsraum des Campingplatzes dem Regen getrotzt. Und schließlich ergab sie sich doch, diese Chance, auf die man wartet. Am morgen das Zelt geöffnet und in einen Himmel mit blauen Flecken geschaut. „Jana, aufstehen, anziehen, aufsitzen! Wir müssen zum Schild!“ Das Schild. Das ist es, worum es geht. Ein paar Planken Holz auf denen geschrieben steht, dass dort eine Straße endet und dass es nach Buenos Aires 3079km und nach Alaska 17.848km sind. Mehr nicht. Aber ohne ein Bild von diesem Schild geht man hier nicht weg. Glaubt einem ja sonst keiner, dass man hier gewesen ist. HABEN WIR ERLEDIGT!!!

Ansonsten waren es ruhige Tage mit einem netten Weihnachtsessen mit Huhn vom Grill in reichlich europäischer Gesellschaft und einer Bootsfahrt auf dem Beaglekanal mit Leuchtturm, Seelöwen, Kormoranen und – da sind sie wieder – Geschichten über Ureinwohner. Traurige Geschichte, muss man sagen. Bis auf eine alle ausgestorben. Die haben hier bei Temperaturen zwischen -10° und 15° immer nackt gelebt. Waren Nomaden mit Booten. Haben Seelöwen getötet, das Fleisch gegessen und sich mit dem Fett gegen die Kälte und vor allem den Wind geschützt. Aus dem, was sie aßen, haben sei langsam einen Ringwall um sich aufgeschüttet – fast wie die Deutschen am Strand – wieder natürlich als Windschutz. Dann kamen die Zivilisierten und schwups haben die „Rauchmacher“ so ziemlich jede Krankheit mitgenommen, die man sich ohne Antikörper eben einfängt. Und sind so langsam dahin gegangen. Soweit der Ausflug in die Landesgeschichte.

Morgen geht’s weiter. Wir verlassen das Ende der Welt. Stück zurück auf derselben Strecke. Übermorgen über die Grenze nach Chile. 1. Ziel: Punta Arenas, um neue Hinterreifen zu besorgen (is Freihandelszone, Alter!). 2. Ziel: Nationalpark Torres del Paine.

PS: Liebes Tagebuch, kein Strand kann weiß, keine Reisestimmung schön und keine Freundin bezirzend genug sein, als dass ich meine Prinzipien über Bord würfe! Aber sei nicht traurig, es wird auch ohne weißen Anzug und Flipflops nicht geheiratet, aber alles gut…


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Liebes Tagebuch,

heute ist Weihnachten und wir sind am A… der Welt, ups, ich meine natürlich: am Ende der Welt. Es wäre schön, alle meine Lieben (nicht nur den Einen) um mich zu haben, um allen ein Frohes Weihnachtsfest zu wünschen. Nun, so bleibt mir nur Skype und das Worldwideweb, um dies zu tun.
Ja, wir haben es geschafft, wir haben – wie von uns in Deutschland leichtsinnigerweise als Ziel gesetzt – zu Weihnachten Feuerland und dann Ushuaia erreicht. Es hätte aber auch schief gehen können. Wenn ich mich zum Beispiel an die Überquerung der Magellanstraße erinnere, da hätten wir gut und gerne Weihnachten im Hafenkrankenhaus mit Unterkühlung nach unfreiwilligem Badengehen verbringen können. Die Fähre, die uns herüberbrachte, hatte bereits beim Anlegen erhebliche Probleme und musste mehrfach den „Hafen“ – eine Betonrampe mit diversen Sandbergen – ansteuern. Als nun endlich Aufgeladen wurde, gab es nur sehr kurze Zeitfenster, um auf die doch sehr glitschige Schiffsrampe heraufzukommen. Immer wieder musste die Fähre ablegen und sich neu „sortieren“. Eigentlich stand die Fähre nie still, die Wellen waren riesengroß. Und dann war ich an der Reihe. Der Lotse winkte und winkte, aber vor mir war die halbe Rampe von Wasser überspült. Als sich die Ungeduld des Lotsen sichtlich zeigte, nahm ich all meinen Mut zusammen und fuhr mit einem offenen und einem geschlossen Auge auf die Fähre. Und stieg dann ab. Patrick war für die Feinjustierung verantwortlich während die Fähre ein weiteres Mal ihren 360°-Kreis zog, um wieder anzulegen. Den Rest der Fahrt verbrachten wir bei unseren Mopeds, sonst wären sie umgefallen. Dies ist wohl auch der Grund, warum Motorräder nicht bezahlen müssen. Die Fahrt aufs Land war dann easypisi. Also in Deutschland hätte die Fähre bei diesem Sturm sicherlich nicht abgelegt. Wenn ich zu Hause bin, muss ich unbedingt TicTornado fragen, wie dass in Deutschland gehändelt wird, er hat ja mit Schiffen zu tun. Dann lockere 140km Schotterpiste – 80 davon mit Seitenwind von West – herunter gespult und fast waren wir da. Noch 200km Asphaltstraße und wir waren am Beaglekanal. Diesen haben wir schon mit einem kleinen Schiff in Begleitung der uns bereits bekannten Kanadier befahren. Ushuaia ist recht nett, dass Wetter wechselt alle fünf Minuten. Nachts wird es kühl, aber unsere Schlafsäcke haben ihren Komfortbereich noch lange nicht erreicht. Nun ich werde dir berichten, wenn nachts das Wasser einfriert.
Gestern waren wir im Pub, da haben sich gerade Zwei verlobt. Ich bin gespannt, wann Patrick mich endlich fragt und weiß noch gar nicht so recht, was ich antworten soll. Hier am Ende der Welt ist doch nun wirklich der beste Ort dafür. Mensch, bin ich aufgeregt.

Nun, liebes Tagebuch, das war‘s dann für heute. Aber eins muss ich dir noch berichten. Hier in Ushuaia habe ich endlich Mate-Tee probiert. Ist etwas bitter, aber mit Zucker kann man sich an den Geschmack gewöhnen. Leider war ich bis 2 Uhr nachts voll auf Mate und konnte nicht einschlafen – obwohl ich um ein Uhr mittags aufgehört habe zu trinken ;( Tschüssi, bis zum nächsten Mal.


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