Fin del mundo

„Feuerland“ heißt die größte Insel Südamerikas. Sie ist Sagen umwoben. Sie ist voll von Geschichte und Geschichten. Und sie ist sicher spannender und abwechslungsreicher als einiges, was wir in Patagonien so durchritten haben. Sie ist aber sicher nicht feurig. So ist das eben mit Übersetzungsfehlern. Die Bezeichnung der Ureinwohner für diese Gegend war nämlich nicht „Land des Feuers“ sondern „Land des Rauchs“. Wahrscheinlich wegen der Lagerfeuer, vielleicht aber doch wegen der Wolkenbänke, die hier täglich eindrucksvoll durchziehen. Egal. Wir haben unsere kältesten argentinischen Nächte hier verbracht und mehr als einen Tag im Aufenthaltsraum des Campingplatzes dem Regen getrotzt. Und schließlich ergab sie sich doch, diese Chance, auf die man wartet. Am morgen das Zelt geöffnet und in einen Himmel mit blauen Flecken geschaut. „Jana, aufstehen, anziehen, aufsitzen! Wir müssen zum Schild!“ Das Schild. Das ist es, worum es geht. Ein paar Planken Holz auf denen geschrieben steht, dass dort eine Straße endet und dass es nach Buenos Aires 3079km und nach Alaska 17.848km sind. Mehr nicht. Aber ohne ein Bild von diesem Schild geht man hier nicht weg. Glaubt einem ja sonst keiner, dass man hier gewesen ist. HABEN WIR ERLEDIGT!!!

Ansonsten waren es ruhige Tage mit einem netten Weihnachtsessen mit Huhn vom Grill in reichlich europäischer Gesellschaft und einer Bootsfahrt auf dem Beaglekanal mit Leuchtturm, Seelöwen, Kormoranen und – da sind sie wieder – Geschichten über Ureinwohner. Traurige Geschichte, muss man sagen. Bis auf eine alle ausgestorben. Die haben hier bei Temperaturen zwischen -10° und 15° immer nackt gelebt. Waren Nomaden mit Booten. Haben Seelöwen getötet, das Fleisch gegessen und sich mit dem Fett gegen die Kälte und vor allem den Wind geschützt. Aus dem, was sie aßen, haben sei langsam einen Ringwall um sich aufgeschüttet – fast wie die Deutschen am Strand – wieder natürlich als Windschutz. Dann kamen die Zivilisierten und schwups haben die „Rauchmacher“ so ziemlich jede Krankheit mitgenommen, die man sich ohne Antikörper eben einfängt. Und sind so langsam dahin gegangen. Soweit der Ausflug in die Landesgeschichte.

Morgen geht’s weiter. Wir verlassen das Ende der Welt. Stück zurück auf derselben Strecke. Übermorgen über die Grenze nach Chile. 1. Ziel: Punta Arenas, um neue Hinterreifen zu besorgen (is Freihandelszone, Alter!). 2. Ziel: Nationalpark Torres del Paine.

PS: Liebes Tagebuch, kein Strand kann weiß, keine Reisestimmung schön und keine Freundin bezirzend genug sein, als dass ich meine Prinzipien über Bord würfe! Aber sei nicht traurig, es wird auch ohne weißen Anzug und Flipflops nicht geheiratet, aber alles gut…


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