Was für ein Tag

Wir spüren, die Reise hat begonnen und wir wärmen uns auf 🙂

Wir ließen Esperanza nach einem Tag Pause mit frisch aufgefülltem Proviant hinter uns und stießen bei immer noch guten 40° bis nach Villa del Totolares vor. Ein Campingplatz war auch gefunden und die kühle Abendluft versprach eine erste angenehme Nacht im Zelt. Gut erholt und ausgeschlafen starteten wir in den Mittwoch. Die chilenische Grenze ruft und vor uns lagen immer noch gute 1000km. Daher wollten wir zeitig aufbrechen, um der Mittagshitze ein Schnäppchen zu schlagen und zu dieser Zeit dann eine lange Pause einzulegen. Aber es kommt meistens anders und dann auch noch als man denkt.

Und plötzlich waren wir berühmt
Zunächst saßen wir beim gemütlichen Frühstückstee, als Mario der Zeltplatzwart (mehr der Garten eines Anwesens) uns sein Handy in die Hand drückte und gestikulierend meinte, wir seien Live im Radio und sollten ein paar Fragen beantworten. Kurze Blicke und Paddy ergriff mutig den Hörer und beantwortete mit Bravour alle Fragen der Moderatorin. Jana und ich konnten live aus dem viel zu laut gestellten Radio das komplette Interview Mitverfolgen. Nachdem die Details über uns und unsere Reise im lokalen Rundfunk verbreitet waren, durfte das wichigste natürlich nicht fehlen: die Werbung für Mario und seinen Campingplatz 🙂 Gefühlt grüßten und winkten uns mehr Leute bei der Ausfahrt aus der Stadt zu.

Und plötzlich saßen wir fest

Das Highlight des Tages sollte die Befahrung einer ersten unbefestigten Straße werden. Diese führte wie eine Abkürzung durch die ersten Ausläufer der Anden, anstelle sie zu umfahren. Die Fahrt war angenehm, die Luft noch nicht zu heiß. Die Räder hielten durch und wir wurden mit schönen Aussichten und herrlicher Landschaft belohnt. Nur einmal legte ich mein Mopped auf die Seite, dass Dank Jana aber schnell wieder aufgerichtet und fahrbereit war. Als wir die passähnliche Strasse hinter uns gelassen hatten, wartete ein Polizei-Checkpoint auf uns. Hier wurden wir wie schon des öfteren herausgewunken. Denn meistens wollen die Leute wissen, welche vollbepackten Reisenden sie da vor sich haben. Nur diesmal hieß es, wir wären wider der Vorschrift über die durchgezogene Mittellinie gefahren. Anscheinend wurde hier der Radiosender nicht empfangen, sonst hätte man gewußt, wen man vor sich hat. So standen wir also in der Mittagssonne am Straßenrand und harrten der Dinge die da kommen sollten. Da man mit unseren Papieren nicht viel anfangen und auch sonst keinerlei beweisfähige Handhabe vorbringen konnte, ließ man uns nach guten 15 Minuten weiterziehen. Vorbeugend installierte Patrick seine Helmkamera und siehe da, beim nächsten Checkpoint wurden wir direkt durchgewinkt.

Und plötzlich viel der Strom aus

So ging es weiter Richtung Westen, durch einen wüstenähnlichen Teil Argentiniens, der unter der Sonnenhitze von mehr als 40° barst. Wir flossen ebenfalls in unseren dunklen Kombis dahin und versuchten sehnlichst die nächste Tankstelle mit Benzin, viel Schatten und kalten Getränken. Ziemlich aufgeweicht und ausgetrocknet wie eine Karawane in der Wüste erreichten wir dann irgendwann die Oase und tankten zunächst mal die Räder voll. Im klimatisierten Shop hieß es dann Pause machen und Beine hochlegen. Die Kühle sorgte immerhin dafür, dass glühende Birnen wieder einigermaßen normal funktionierten. Zu uns gesellte sich Ownen, ein ebenfalls Mitdreißiger, der dieselbe Tour wie wir fährt und sichtlich begeistert von unseren Bikes war. Er hat sich für das Menschenhand betriebende Zwerad entschieden und sich anderthalb Jahre Zeit genommen. So konnten wir entspannt fachsimpeln bis es Klack machte und der Strom weg war. Eigentlich nicht so schlimm, wenn dadurch nicht die Kühlung auf Null reduziert würde, die gekühlten Getränke stetig wärmer wurden und das tiefgekühlte Eis langsam dahinschmolz. Obendrein konnte kein Benzin mehr ausgeschenkt werden, da die Pumpen ohne Strom nicht funktionierten. Glück für uns, dass die Maschinen schon voll waren. So wurde die Tanke zu einer richtigen Oase an die immer mehr Reisende und Benzinsuchende angespült wurden. Zu uns gesellte sich noch ein Argentinier, der seine Semesterferien (noch 15 Tage) nutzen will, um einen Teil der Anden zu Fuß zu durchlaufen, gerade mal 550km. Bis dorthin trampt er und alles andere trägt er auf dem Rücken. Wir sind beeindruckt und bekommen noch eine Menge Tipps für die Region. Am Ende brechen wir dann doch auf und suchen unser Glück für den Abend weiter westwärts.

Und plötzlich waren wir zu viert

An der nächsten Tankstelle halten wir wieder an, um nochmal Benzin zu fassen, aber auch hier sind die Auswirkungen des Stromausfalls durch Überhitzung der Anlagen zu spüren. Es gibt kein Benzin, die Leute sammeln sich und warten. Wir treffen auf einen Engländer, der mit einer Reiseenduro (Kawa KLR) mit kanadischem Kennzeichen unterwegs ist. Wir nehmen uns die Zeit für einen Plausch und schon sind wir 4 Weltenbummler auf Motorräden unterwegs. Es stellt sich heraus, dass er von Vancouver nach Buenos Aires unterwegs und nun in den letzten Zügen seiner Tour ist. Wertvolle Reisedetails werden ausgetauscht und die Räder bewundert. Er hat seines in Kanada gekauft und will es nun in BA wieder verkaufen. Sichtlich beeindruckt ist er von unseren Rädern und wir auch von seinem. Am Ende sind wir um viele Infos reicher und starten ein letztes Mal die Motoren, um den Parque Nacional Ischigualasto zu erreichen. Nirgendwo sonst ist die Zahl prähistorischer Funde so hoch wie hier und die Erdgeschichte so hautnah zu erleben.

Roman


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