Valparaíso – Mendoza – Salta
Mensch da habt ihr ja ganz schön lange nichts mehr von uns gehört. Nicht, dass wir nichts zu sagen/schreiben hätten, nein, es gibt immer so viel Anderes zu tun: neue Ersatzteile suchen und kaufen, Reifen wechseln, Wassergräben ums Zelt ausheben, Wein probieren, genesen, Hauptstadt besuchen, Motorradfahren etc., etc. Aber der Reihe nach.
Auf der Fahrt nach Valparaíso bemerkte Patrick ein seltsames Geräusch aus Richtung Motor, also nichts Gutes. In der Villa Kunterbunt (ein Bikertreffpunkt in Valparaíso) warteten bereits zwei nette Kanadier (Paul und David) auf uns, um gleich mal einen Blick auf die Ursache zu werfen. Und es wurde diagnostiziert: Kette zu straff, Ritzel beschädigt. Gemeinsam versuchten wir Neue zu besorgen: kein Problem, in 45 Tagen sind die Teile in Chile. Super! Aber in Argentinien da werden wir mehr Glück haben, so der Mechaniker. Gut zu wissen. Nun stattdessen haben Patrick und Paul den Ölfilter gewechselt und den Lenker ein wenig gerichtet (der hat bei Patrick auch gezickt). Wir halfen Paul und David (ihrerseits Winzerkönige in British Columbia) bei der Verköstigung von Weinen aus dem Casablanca-Tal. Faire Arbeitsteilung denke ich. Leider hat sich Patrick (höchstwahrscheinlich vom Alkohol!!) einen fiesen Virusinfekt eingefangen und lag zwei Tage mit hohem Fieber flach. Weil ich mir das Gejammer und Gestöhne nicht anhören wollte, unternahm ich einen Ausflug nach Santiago und schaute mir intensiv Valparaíso an (daher findet ihr auch so viele Fotos im Fotoalbum von Valparíso). Nachdem Patrick wieder einigermaßen genesen war, testeten wir gleich seine Fitness und überquerten unseren ersten richtigen Andenpass (3863m). Geil!
In Mendoza haben wir dank der Informationen vom argentinischen Transalp-Forum alle Ersatzteile bekommen. Dachten wir zumindest! Immerhin haben wir sogar das nirgends auffindbare „sin fin“ (das ist das Teil, das bei mir kaputt gegangen ist und ich daher keine Geschwindigkeit und Kilometer mehr verfolgen kann) erhalten. Ritzel und Kugellager für die Lenkung (Verkäufer:„superior oder inferior?“ – Patrick + Jana: „mmh superior!“) waren kein Problem. Nun, da wir in Mendoza fast im Zelt ertrunken wären und daher freundlicherweise in einem Festsaal übernachten durften, hatten wir existentiellere Probleme zu lösen und konnten uns erst in San Agustín del Valle de Fértil um die Mopeds kümmern. Da stellte sich nun heraus, dass auch die Spange, die auf dem Ritzel sitzt, defekt ist. Die Haargummis, die ich Patrick anbot, lehnte er mit einem herablassenden Blick ab. Nun im nirgendwo zwischen Mendoza und Salta entschieden wir uns auf den zweiten und dritten Andenpass zu verzichten und düsten (fast) direkt nach Salta. Auf unserem Weg passierten wir noch ein wunderschönes Nebel-/Regenwaldtal, eine Hochoase, jede Menge Kakteen und diverse Buntsandsteinformationen. Eine sehr schöne Fahrt.
In Salta buchten wir uns erst einmal in den Camping Municipal mit riesigem Schwimmbecken ein und machten uns auf die Suche nach den Spangen. Und nach nun 16.000km waren auch wieder neue Reifen nötig. Sieben Geschäfte fuhren wir an. Das Ritzel-Spangen-Problem konnte erfolgreich gelöst werden. Nun wir hätten auch das Kugellager für inferior kaufen sollen, da fehlt nämlich ein Stift (oder so). Aber wir heißen nicht Patrick und Jana, wenn wir dies nicht auch hätten auftreiben können. Dummerweise geht beim Entfernen des alten Kugellagers inf. der Staubschutz kaputt (brauchen wir mit Sicherheit, haben wir aber nicht). Also haben wir das Kugellager sup. eingebaut, unten gefettet und versuchen unser Glück so. Ein fehlender Stift, dass sind Peanuts… In zwei Tagen werden wir in Bolivien sein. Hoffentlich ohne von der Regenzeit ertränkt zu werden.
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Wir sind auf la Isla Grande de Chiloé
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„Wer sich beeilt, verliert Zeit.“
Diese und weitere Weisheiten lernten wir hier im chilenischen Teil Patagoniens in den letzten Tagen kennen. Und deshalb sind wir dieser Tage auch etwas langsamer unterwegs und genießen dieses Land am äußersten Rand der bewohnten Welt. Nun, der Regen verfolgt uns zwar, aber heute in den heißen Thermen (38-42°C) kam dieser gerade recht. Den Zwischenstopp in Puyuhuapi haben wir genossen, sind wir doch in einer herrlichen Baude böhmischen Baustils an einem Fjord untergekommen.
Und deutsch wird fast im ganzen Dorf gesprochen. Sudetendeutsche hatten das Land als Pioniere in den 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts besiedelt. Da heißen die Straßen auch gerne „Hamburgo“. Überall kann man „kuchen“ kaufen, aber in Konkurrenz mit dem von Muttern kann er nicht treten. Die Empanadas hingegen weisen eine gute, fast argentinische Qualität auf 😉 Nach nun sechs Wochen Patagonien (mit ein paar Tagen auf Feuerland) ist morgen unser letzter Tag hier, danach setzen wir auf die Insel Chiloé über. Irgendwie ein bisschen Schade; ich denke, ich war nicht zum letzten Mal in Patagonien. Gespannt blicken wir Richtung Norden, uns erwarten jede Menge Kilometer. Immerhin beträgt die Längsausdehnung Chiles der vom Nordkap zur Sahara. Aktuell können wir diese jedoch nicht zählen, da an beiden Mopeds am gleichen Tag die Tachowellen durch die Straßen kaputt gerüttelt wurden. (Kleine Anekdote am Rande: Patrick wurde ernshaft gefragt, ob er seinen „Rütli“-Pullover wegen der Straßen hier trägt. Dieser Pullover birgt immer Gesprächsstoff. Danke Berlin-Neukölln.) In Osorno werden unsere beiden Schatzis dann general überholt, u. a. neues Öl für den Altiplano und die Atacama. Ab nun muss täglich trainiert werden, getreu dem Motto: nach der Dakar, ist vor der Dakar. In diesem Sinne: Denkt an uns, wir denken an das nächste Schlagloch.Posted in Südamerikareise by Jana with 2 comments.
Fernsehtipp
Ihr könnt morgen eine Reportage über unsere nächsten drei Monate sehen 😉 ARD-Doku
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Liebes Tagebuch,
heute ist Weihnachten und wir sind am A… der Welt, ups, ich meine natürlich: am Ende der Welt. Es wäre schön, alle meine Lieben (nicht nur den Einen) um mich zu haben, um allen ein Frohes Weihnachtsfest zu wünschen. Nun, so bleibt mir nur Skype und das Worldwideweb, um dies zu tun.
Ja, wir haben es geschafft, wir haben – wie von uns in Deutschland leichtsinnigerweise als Ziel gesetzt – zu Weihnachten Feuerland und dann Ushuaia erreicht. Es hätte aber auch schief gehen können. Wenn ich mich zum Beispiel an die Überquerung der Magellanstraße erinnere, da hätten wir gut und gerne Weihnachten im Hafenkrankenhaus mit Unterkühlung nach unfreiwilligem Badengehen verbringen können. Die Fähre, die uns herüberbrachte, hatte bereits beim Anlegen erhebliche Probleme und musste mehrfach den „Hafen“ – eine Betonrampe mit diversen Sandbergen – ansteuern. Als nun endlich Aufgeladen wurde, gab es nur sehr kurze Zeitfenster, um auf die doch sehr glitschige Schiffsrampe heraufzukommen. Immer wieder musste die Fähre ablegen und sich neu „sortieren“. Eigentlich stand die Fähre nie still, die Wellen waren riesengroß. Und dann war ich an der Reihe. Der Lotse winkte und winkte, aber vor mir war die halbe Rampe von Wasser überspült. Als sich die Ungeduld des Lotsen sichtlich zeigte, nahm ich all meinen Mut zusammen und fuhr mit einem offenen und einem geschlossen Auge auf die Fähre. Und stieg dann ab. Patrick war für die Feinjustierung verantwortlich während die Fähre ein weiteres Mal ihren 360°-Kreis zog, um wieder anzulegen. Den Rest der Fahrt verbrachten wir bei unseren Mopeds, sonst wären sie umgefallen. Dies ist wohl auch der Grund, warum Motorräder nicht bezahlen müssen. Die Fahrt aufs Land war dann easypisi. Also in Deutschland hätte die Fähre bei diesem Sturm sicherlich nicht abgelegt. Wenn ich zu Hause bin, muss ich unbedingt TicTornado fragen, wie dass in Deutschland gehändelt wird, er hat ja mit Schiffen zu tun. Dann lockere 140km Schotterpiste – 80 davon mit Seitenwind von West – herunter gespult und fast waren wir da. Noch 200km Asphaltstraße und wir waren am Beaglekanal. Diesen haben wir schon mit einem kleinen Schiff in Begleitung der uns bereits bekannten Kanadier befahren. Ushuaia ist recht nett, dass Wetter wechselt alle fünf Minuten. Nachts wird es kühl, aber unsere Schlafsäcke haben ihren Komfortbereich noch lange nicht erreicht. Nun ich werde dir berichten, wenn nachts das Wasser einfriert.
Gestern waren wir im Pub, da haben sich gerade Zwei verlobt. Ich bin gespannt, wann Patrick mich endlich fragt und weiß noch gar nicht so recht, was ich antworten soll. Hier am Ende der Welt ist doch nun wirklich der beste Ort dafür. Mensch, bin ich aufgeregt.
Nun, liebes Tagebuch, das war‘s dann für heute. Aber eins muss ich dir noch berichten. Hier in Ushuaia habe ich endlich Mate-Tee probiert. Ist etwas bitter, aber mit Zucker kann man sich an den Geschmack gewöhnen. Leider war ich bis 2 Uhr nachts voll auf Mate und konnte nicht einschlafen – obwohl ich um ein Uhr mittags aufgehört habe zu trinken ;( Tschüssi, bis zum nächsten Mal.
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Der argentinische Superlativ
Bevor es auf Reisen ging, habe ich viel von dem nicht zu verkennenden, aber noch sympathischen Größenwahn der Argentinier gelesen: der Fußball ist der Beste, das Fleisch ist das Zarteste na und die Frauen und Männer… Das alles kann ich nicht beurteilen, aber einiges erreicht wirklich superlativen Charakter. Der patagonische Wind ist der Stärkste, den ich je erlebt habe (der Windkanal bei Louis ist ein Lacher dagegen), die Straßen sind die Längsten und Geradesten und das Benzin ist das Preiswerteste (25Liter für 15 Euro!). Wir konnten die gewaltigsten versteinerten Bäume im Petrified Forest und die größte Ansammlung von Magellan-Pinguinen besichtigen. Und wir, wir fahren die weitesten Strecken und haben die schönsten Mopeds.
Ein kurzer Zwischengruß aus Puerto San Julián.
Hey Folks – wir sind nicht mal mehr 1000km vom Ende der Welt entfernt!!!!
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Wolken
Nachdem wir bereits den Circuito Chico von Bariloche aus befahren hatten, tolle Bergpanorama bewundern konnten und sogar von den Mopeds abstiegen, um durch Bambuswälder zu wandern (leider ohne Bildnachweis, da ja unsere Kamera abhanden kam, – ganz schön salzig die Wunde…- ), ging es nun auf die „große Schleife“ (Circuito Grande). Ca. 70km davon waren Schotterpiste, aber die Fahrt wurde mit tollen Einblicken in den ältesten Nationalpark Argentiniens belohnt – der Parque Nacional Nahuel Huapi. Irgendwie meinte der Fotokameragott es nicht gut mit uns, denn mitten im Nationalpark streikte dann auch der Akku der von Patrick voreilig zum Ausrüstungsgegenstand-Nummer-eins gekürten Medion-Knipse, so dass wir uns nun voll aufs Fahren konzentrieren konnten. Mit aller Kraft, Akkuwärmung in der Hosentasche und gutem Zureden konnten schnell noch einige Fotos geschossen werden, manche haben meiner Meinung nach etwas Surreales. Einmal richtete sich meine Konzentration zu sehr auf den tollen Urwald mit wahnsinnigen Riesenbäumen, so dass ich dem Sand richtig nahe kam und aus der Insektenperspektive beobachten konnte. Mir und meiner Transe geht es aber bestens (Bemerkung: mit Transe ist nicht Patrick gemeint…). In Villa La Angostura (nur 30km von der chilenischen Grenze entfernt) nächtigten wir und setzten am nächsten Tag unsere Kreisfahrt nach Bariloche fort. Erstmalig auf unserer Tour zeigte der Himmel eine Ansammlung von dunkleren Gestalten, die uns auch auf dem Weg nach El Bolson begleiteten.
Rein kameratechnisch ist nun wieder alles einigermaßen o.k., ein neuer Akku versorgt unsere Knipse und wie Patrick euch beim nächsten Artikel – dann wenn er euch die argentinische Welt erklären wird – berichtet, haben wir eine Neuanschaffung getätigt. Lasst es euch gut gehen, wir machen das!
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Patagonia
Bei stärkeren Winden mit Geschwindigkeiten von gefühlten 830km/h haben wir gestern, nach ordnungsgemäßer Kontrolle unserer Essensreserven durch die Polizei, die Grenze „Pampa-Patagonien“ überquert. Die Landschaft zeigt eine unendliche Weite; einmal den kompletten Horizont im Blick. Selbst mein 18mm-Objektiv (achtzehn!!!) steigt dabei aus. Die Straßen waren überraschend voll, auf 120 Kilometer kamen 5 LKWs und vier Autos entgegen, wir selbst haben einen Laster überholt und wurden von niemandem überholt. Ein Gürteltier an der Straßenseite hätte Patrick fast erwischt, ich dagegen habe einen Leguan vor mir herüber huschen sehen. Insgesamt sind wir hier einer wahnsinnigen Vielfalt von Flora und Fauna ausgesetzt.
Vor vier Tagen nächtigten wir in einem Wild- und Jagdrevier (wobei eher die Rehkuh auf unseren Proviant Jagd nahm…), am Folgetag schlugen wir im Nationalpark Lihue Calel mitten in der Pampawüstensteppe unser Zelt auf. Dort sind Füchse, Pumas, Skorpione und jede Menge roter, grüner, blauer und verschiedenfarbener Vögel heimisch. Leider sind wir beide ornithologisch nicht sehr versiert, so dass bei uns alle Vögel Adler oder Bussarde sind (auch die an Aas knabbern). Eine dieser Vogelgattung ist auf alle Fälle majestätisch anzuschauen, erst recht, wenn sie neben unseren Motorrädern hergleitet. Richtige Tierfreunde sind aber die Argentinier: Die gehen nachts mit der Taschenlampe in den Stadtpark und ballern in einen Schwarm Vögel hinein, in der Hoffnung einen zu erwischen, um ihn dann beim Asado zu grillen. Ich persönlich mache hier meine ganz eigenen Erfahrungen mit dem Kleinstgetier. So wollte unbedingt eine Ameise in meinem Ohr nächtigen (zum Glück blieb sie harnkontinent). Ich machte dem ganzen Spaß nach vier Stunden dank Ohrstäbchen endlich ein Ende. Im Nationalpark wollten dann Bienen mit mir den Kampf aufnehmen. Am Ende musste jeder seinen Blutzoll zahlen, der eine mit dem Tod, der andere mit einem dicken Finger. Nun mal sehen wie sich meine Freundschaft zu den Insekten weiterentwickelt, ihr werdet es auf Schritt und TRITT verfolgen können. Adios Amigos. (Heute gelerntes Wort: acá = da)Posted in Südamerikareise by Jana with no comments yet.