Warten auf Mr. P.
Die ersten 3 Tage Buenos Aires sind fast um und die Reise hat eigentlich schon begonnen, obwohl ich gefühlt in der Stadt festhänge und sie vor Freitag auch nicht verlassen werde.
Samstag
Am Samstag anzukommen, ist zum Eintauchen in den Urlaub perfekt. Die Stadt ist wesentlich leerer und ruhiger als unter Woche, die Leute sind entspannter und man kann gemütlich die Umgebung des Ho(s)tels kennenlernen. Hätte die Empfangsdame den Standort des Hotel auf der richtigen Straßenseite in der Karte eingetragen, wäre ich die ersten beiden Tage nicht kontinuierlich in die falsche Richtung gelaufen. Inzwischen habe ich dieses Problem überwunden und einige schöne Ecken entdeckt. Ich mag den Kolinialstil der alten Gebäude und die Café-Kultur, die sich über die zentralen Viertel verteilt. Kaffee ist neben Mate ein Grundnahrungsmittel, dass man zwischen durch zu sich nimmt, wie ich gelernt habe. Dabei wird meist Espresso gereicht, gerne gleich zum Aufstehen bis in den späten Abend hinein. Alternativ bietet sich eben auch Mate an, der als Tee zubereitet stetig durch Nachfüllen von heißem Wasser am Ziehen gehalten wird. Daher verstehen sich auch die etwas anderen Essenszeiten. Mittag wird vorzugsweise zwischen 14-18Uhr eingenommen. Abendbrot, das gern auch warm sein kann, gibt es entsprechend von 21-24Uhr. Danach geht in eine Bar, um gegen 2-3Uhr in einem Club zum Tamzen aufzulaufen. Und das beste: Selbst auf Brasilien reisen sie mal für ein Wochenende an, um hier die Sau raus zu lassen, weil es so verdammt günstig und nah ist (nur 3h von Rio), wie mein Bettnachbar mit erklärte.
Sonntag
Um Buenos Aires kennenzulernen, bieten sich verschiedene Wege an. Zu Fuß ist man ziemlich unabhängig und drängelt sich mit allen anderen Fußgängern über die zum Teil recht schmalen Bürgersteige der Seitenstraßen. Alternativ dazu probiere ich am Nachmittag eine Fahrradtour durch das nördliche Zentrum aus. Angesetzt mit 3h werden am Ende 4 1/2h inklusive einem Schlauchwechsel. Die Entkräftigung macht der Guide mit seinem reichhaltigen Wissen weg, das er an vielen interessanten Punkten zum besten gibt. Falklandkrieg (Islas del Malvinas), Evita Perón und Fußball sind nur einige Punkte, die mir auf dieser Tour nahe gebracht werden. Inzwischen gibt es an einigen Stellen in der Stadt sogar Fahrradwege. Diese sind so neu, dass sich nicht nur die Autofahrer noch daran gewöhnen müssen. Auch Fußgänger nutzen diese gut asphaltierten Wege, um schneller voranzukommen. Ich werde mir auf jeden Fall noch die Südtour via Fahrrad antun.
Montag
Für administrative Aufgaben muss man sich natürlich bis Montag gedulden. Kein Problem denke ich, schließlich habe ich ja alle Adressen schon zusammen, weiß wo ich hin muss, welche Unterlagen von mir benötigt werden. Erst zu Hamburg Süd, dann zum Zoll, Papiere ausstellen lassen und dann mit diesen Papieren in den Hafen, die Maschine anschalten und losfahren. Der Taxifahrer ist gut gelaunt, die Sonne scheint und die Fahrt geht in einen entlegenen und so gar nicht touristischen Teil der Stadt. Als mich rausläßt, stehe ich vor einem Komplex aus mehreren Wohnhochäusern. Ok, die Hausnummer ist ja auch nicht die richtige. Ich drehe mich um, erspähe die Hausnummer und sehen ein kleines weißes Haus mit Garten, an dem der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen hat. Hier soll es also sein, das große Büro der Leute, die täglich große Schiffe über die Ozeane koordinieren und immer wissen, wo ihre Container gerade unterwegs sind. 1:0 für Buenos Aires.
Immerhin ist der Straßenzug an beiden Seiten von Auto- und Motorradhäusern gesäumt, daß gibt immerhin ein gutes Gefühl. Auf der Straße gibt es weit und breit keine Taxis mehr. Dafür bestaune ich, was dort in der Auslage angeboten wird. Nicht die kleinen billigen Sachen, nein neben VW drängelt sich Mercedes und Audi. Und der neue A5 sieht wirklich schick aus 🙂 Nachdem die erste Panik vorüber ist, prüfe ich meine Adressdate nochmal und stelle fest, es ist die falsche Hausnummer. Hab ich dich also, zwei Querstrassen weiter offenbart sich das avisierte Gebäude vor mir. Drinnen wird mir unkompliziert geholfen, ein weiteres Papier in die Hand gedrück und all die Dinge, die ich schon geplant hatte, nochmal mitgeteilt. Es gibt einen Schwung neuer Adressen (Zoll, Hafen), die mir freundlicherweise auf meinem Stadtplan eingetragen und schon bin ich auf dem Weg zum Zoll. Es geht vorbei an riesigen Containerlagerstätten, Hafenkräne sind in der Ferne zu erkennen. Ein schönes Industriegelände eben, viele LKWs und halbnakte Männer, die wartend in ihrer Fahrerkabine schwitzen. Der Taxifahrer entläßt mich an einer anderen Stelle als auf meiner Karte angekreuzt wurde. Aber alle Versuche, ihm durch die spanische Sprachblume erkennen zu geben, wo ich hin will, sind wohl gescheitert. Immerhin habe ich ihn auch kaum verstanden. Naja, weit ist es nicht mehr. Etwas planlos steure ich auf ein Gebäude hinter einem Zaun zu, eine Sicherheitsbeamtin gibt mir zu verstehen, dass ich hier falsch sei, und eigentlich genau dahin müsste, wo ich aus dem Taxi gestiegen. 2:0 für Buenos Aires?
War ja nicht weit und ist gleich um die Ecke. Aber sie empfiehlt mir den Bus zu nehmen. Also eier ich wieder zurück, die Mittagssonne gibt ihr bestes. Etwas durchnäßt erreiche ich die Stelle, wo ich aus dem Taxi gestiegen bin und erkunde dieses riesige Terminalgebäude vor mir. Alles wäre gut, wenn es nicht so gähnend leer wäre. Hier soll es also sein? Ein leeres Gebäude, sehr schick, nur ein Café hat geöffnet. Im Gebäude können gefühlt 10’000 Menschen Platz nehmen und abgefertigt werden. Wofür eigenlich? Und keine arbeitende Seele weit und breit. Zoll, das sollten doch Schalter mit schwitzenden Beamten sein, die fleißig Papier bestempeln. Aber nichts dergleichen ist zu sehen.
Ich werfe einen Blick um die Ecke und finde ein „Aduana“, wieder hinter Zaun. Das war ja einfach, bis der Mann am Schalter meint: „Hier sind sie falsch. Raus, zurück und dann in das Gebäude dort vorne.“ Auf Nachfrage, ob er dieses leeres Terminal meine, nickt er.
Ich kehre also zurück und durchstreife das Gebäude, geh am leeren Taxistand vorbei und frage einen wichtig aussehenden Aufseher, der draußen auf parkende Autos starrt. Er weist mir den Weg am Gebäude vorbei in eine noch weiter hinten gelegene Ecke des Gebäudes. Ein schmaler Gang in dem ein paar Leute gelangweilt sitzen. Und tatsächlich, dass ist sie, die Anlaufstelle für alle, die Waren nach Argentinien einführen wollen und das sogenannte „Emba“ durchlaufen müssen.
Leider ist es natürlich schon viel spät (13:30Uhr), als dass ich heute noch abgefertigt werden könnte. Na und, komme ich halt morgen wieder. Ich weiß ja jetzt wo es ist, was soll da noch passieren?
Posted in Amerikareise by rw with 6 comments.
Schreibe einen Kommentar