Ko – Ko – Kolumbien

Nun sind es noch 3 Wochen bis zur Segelfahrt gen Mittelamerika, dachte ich mir, als wir die Grenze nach Abwicklung der Formalitäten problemlos passierten. Genug Zeit dachten auch Jana und Patrick und wir machten uns dran, zu erörtern, was wir uns denn hier alles ansehen wollten. Unser Interesse für den Amazonas wurde schon in Ecuador geweckt, als wir am Mitad del Mundo Details über das Leben der Menschen dort hörten. Außerdem soll es einige interessante archäologische Stätten hier geben und weitere Thermalquellen. Schöne Städte, freundliche Menschen und eine herrliche Küste. Was also tun mit all der Zeit?

Zunächst ging es nach Pasto und auf dem Weg dorthin machten wir Halt an einer an den Fels und nur über eine Brücke zu erreichenden Wallfahrtskirche. Ein imposantes Gebäude zu dem viele Einheimische aller Generationen pilgern. In Pasto angekommen, war der Empfang überwältigend. Soviel Andrang hatten wir bisher noch nicht erlebt. Wir stoppten am Hauptplatz, der einzigen Möglichkeit, gut und zentral parken zu können und wollten eben die Hostels in der Umgebung erkunden, als sich eine kleine Menschentraube bildete und mit neugierigen Blicken und einigen Fragen unsere Maschinen inspizierte. Schnell wuchs die Traube zu einer recht ansehnlichen Ansammlung von 50-100 Menschen. Einige gingen und noch mehr kamen. Die gleichen Fragen nachdem „Woher?“ und „Wohin?“ wurden uns gestellt, alle Details über die Motorräder mussten wir verraten und für Fotos posieren. Ein wenig mulmig war uns schon, weil niemand so recht wusste, wie es enden würde. Selbst die Polizei kam hinzu, nicht um die Ansammlung aufzulösen und den Verkehr fließen zu lassen, sondern um selbst die gleichen Fragen zu stellen.

Mit Pasto waren wir erst 150km von der Grenze weg und so ging es am nächsten Tag weiter nach Popayan. Für diese 220km benötigten wir mehr als 5 Stunden. Eines muss man den Bergen lassen: Unsere Berechnung von Fahrzeiten müssen wir hier kräftig anpassen. Der Tag war lang und stressig für dieses eigentlich kurze Stück Strecke und so hieß es erstmal eine Pause einlegen und durchatmen. Eine Tour samt Fahrer und Guide in die nahegelegenen (140km) Gräberstätten von Tierradentro und San Agustin sollte uns ablenken. Mit 3 Tagen genügend Zeit die Hintern zu entspannen und etwas vom Land und seinen Leuten kennen zu lernen. Leider sind die Passstraßen dorthin mehr als holprig, so dass wir in aller Herrgottsfrühe aufbrachen. Um Punkt 6Uhr saßen wir alle im bereit gestellten Kleinbus vor dem Hostel und konnten diesen wie versprochen nach 4 Stunden Fahrzeit wieder verlassen – wir waren in Tierradentro angekommen. Gut geschüttelt von der Fahrt ging es zu den Grabhöhlen, die hier vor gut 1500 Jahren von den Vorfahren in die Erde, besser gesagt das Vulkangstein getrieben wurden. Bis zu unglaubliche 9m messen die tiefsten Gruben und offenbaren meist einen halbrunden Raum, getragen von Säulen. Dorthin wurden die verbrannten Überreste der Ahnen gebracht, die Wände bunt mit Mustern verziert. Schwer beeindruckt erklommen wir mehrere Hügel und erkundeten so an die 10 Höhlen. Am Abend gab es das wohlverdiente Bier und ein verschlafen wirkendes Dorf. Wirklich viele Touristen verirren sich nicht hierher, obwohl wir den Besuch nur empfehlen können.

Am nächsten Tag hieß es wieder um 6Uhr Abmarsch, diesmal waren es 6 Stunden Fahrt nach San Agustin. Schotter, Schlamm und etliche Erdrutsche behinderten das schnelle Vorankommen. Die Arbeit der Straßenreparateure ist wirklich nicht beneidenswert. Ist ein Stück geschafft, bricht die Straße am anderen Ende schon wieder auf, wird verschüttet oder senkt sich um mehrere Zentimeter ab. Die Entscheidung, nicht mit den Motorrädern hierher zu fahren, bestätigte sich schnell als richtig. Aber trotz der hervoragenden Leistung unseres Fahrer, war der Minibus kein Landrover und so saßen auch wir in einem Erdrutsch fest. Nur mit Hilfe eines entgegenkommenden LKWs konnten wir uns aus diesem befreien und kamen etwas verspätet in San Augustin an. Hier erwartete uns ein ganzer Parque Nacional voll mit Steinskulpturen, die die über 3000 Jahre alten Grabanlagen in dieser Region verzierten. Unser Guide drückte aufs Tempo und das ein oder andere mal fühlten wir uns wie Japaner. Aber um 16Uhr schließen hier die Anlagen, wohl aufgrund des gegen 16:30Uhr einsetzendes Regens. Alle archäologisch wertvollen Artefakte sind aus diesem Grund auch überdacht und mit einem Regenwasserablaufsystem versehen. Die Steinskulpturen und deren Anordnungen einzeln oder in Gruppen sind mehr als sehenswert und nicht ohne Grund mit in das Weltkulturerbe aufgenommen worden. Nach 2,5 Stunden Führung durch den Park waren wir erschöpft, aber zugleich fasziniert von dem Detailsreichtum der in Vulkangestein gehauenen Skulpturen.

Ein sehr guter Auftakt für Kolumbien. Leider müssen wir in Cali, dem nächsten Halt, wieder Motorradpflege betreiben und Reifen wechseln. Wenn wir Freitag weiter gen Norden ziehen, bleibt uns nur mehr eine gute Woche bis Cartagena. Denn dort müssen die Motorräder verschifft und die Zollformalitäten abgewickelt werden. Die Zeit vergeht damit wieder viel schneller als gewollt, aber die Überfahrt zu verpassen, würde uns noch weiter zurückwerfen. Wir freuen uns auf die nächsten Tage. Stätte wie Medellin, die Kaffeezone und evt. auch noch eine Hacienda sind auf der Route zu sehen und Cartagena soll ebenfalls eine wunderschöne Stadt sein.

Karibik, wir kommen!

Roman


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