(Wieder mal) zu Gast bei Freunden
Während in Deutschland oder Polen oder Ukraine die Vorbereitungen auf die Euro 2012 auf Hochtouren laufen (sollten), haben wir hier in den USA mittlerweile das 2006er WM-Motto zu unserem gemacht und lassen uns im Süden und Mittleren Westen mal hie, mal da aushalten. Nicht ohne zwischendurch in die Natur und in unser neues Zelt zu fliehen – fürs gute Gewissen, versteht sich.
Angefangen hat dieser Teil der Reise – nach langen und weiligen Interstate-Kilometern – in New Orleans, Der Stadt des Jazz, des French Quarters und des Mississippis. Was haben wir dort gelernt? Jazzmusiker sind keine Frühaufsteher, Dampforgeln geben auch dann nicht immer den richtigen Ton von sich, wenn man den richtigen Knopf drückt und sind deshalb nur schwer zu ertragen und Hurricane Kathrina ist auch gut sieben Jahren nach seiner (ihrer?) Performance noch das bestimmende Thema der Stadt. Dabei hat sich alles komplett normalisiert. Selbst die Dampfertour war wie 1992. Und nicht mal die Wassertemperatur hat sich geändert.
Leider lag der Campingplatz ziemlich weit außerhalb und der Shuttlebus fuhr um 17.45 Uhr das letzte Mal zurück. Also keine Abendveranstaltungen mit Livemusik für uns. Und das WW II Museum haben wir uns auch gespart: 19,- USD (mit Film 24,- USD). Egal…
Uuuuund: Auf zu Freunden! Der erste in der Reihe war Gary. Wir hatten Gary im Dezember 2010 in Viedma (Argentinien) auf dem Horizon Unlimited Motorradreisetreffen kennengelernt. Und als wir ihn im vergangenen Sommer während unserer kleinen Reisepause in einer Mail fragten, ob wir nicht vorbeikommen könnten, hat er nicht gleich nein gesagt. Also haben wir ihm kurzerhand unsere dicken Schlafsäcke und unser neues Zelt geschickt. Kein Ausweg mehr! Als wir ankamen hatte er dann außerdem schon zwei Wochen Fred hinter sich. Und trotzdem haben er und seine Frau Angie uns einen tollen Aufenthalt beschert. Fast wie zuhause mit viel Essen, mit Ausflug zum Fluss, mit Nachwuchssport gucken, Besichtigung der Jack Daniel’s Distillery (einschließlich des Genusses 0-prozentiger Limonade!!!), Südstaatenhäuser fotografieren und natürlich mit Reifenwechsel (einen musste Gary kurzerhand spendieren), Ölwechsel und Filterreinigung. Wir sind ungern wieder gefahren. Vor allem, weil wir Vans Baseball-Ausscheidungspiel am Abfahrtstag nicht mehr sehen konnten. Jetzt hatten wir ihn schon so weit geschrien und im entscheidenden Moment ließen wir ihn hängen: natürlich verloren.
Wieso Gary einen Reifen spendieren musste? Weil man uns bis zur Abfahrt nur drei liefern konnte und er selbstverständlich noch einen neuen von derselben Sorte in seiner Garage liegen hatte – hat man halt. Zum Dank sind wir dann auch mit ihm am Sonntag in die Kirche gegangen! War aber wirklich nett da.
Nach ein paar Tagen war das Gequake der Mopeds nicht mehr zu überhören. Siewollten weiter. Also haben wir schweren Herzens unsere Sachen gepackt und uns in Richtung Natur verabschiedet. Ziel: der Great Smoky Mountains National Park. Dazu kann man im Nachhinein sagen: Der Weg war eindeutig das Ziel. Herrlich kurvige Strecken durch wunderbare Berglandschaften bei der Anfahrt und als Krönung der „Tail of the Dragon“, eine DER Attraktion für Mopedfahrer in den USA, mit 318 Kurven auf 11 Meilen. Kann einem schwindelig werden. Wir sind hin und zurück gefahren.
Den Nationalpark selbst haben wir am nächsten Tag einfach durchfahren. Hübsch halt. Und lag eben auf dem Weg zum Mammoth Cave National Park, Höhlengänge mit einer Gesamtlänge von knapp 400 Meilen. Längste oder zweitlängste oder was weiß ich längste Höhle der Welt – wichtig für die Amis! 😉
Dann wieder zwei Tage Kilometer gefressen und bei Gastschwester Kris, ihrem Mann Eric und ihren drei Kindern in Overland Park bei Kansas City gelandet. Letztes Treffen war bei ihrer Hochzeit. Zwölf Jahre her. Wir haben uns einfach breit gemacht und die Begeisterung der Nachbarn für unsere Mopeds und den Trip genossen. Fast wäre dabei noch ein Sponsorenvertrag mit Garmin rausgesprungen. Nachbar Brad arbeitet beim Hersteller meines Navis, der seinen Hauptsitz in Overland Park hat. Er so: „Müsstet ihr doch eigentlich ein Zumo haben für diese Reise.“ Ich so: „Haben wir, spinnt aber n bisschen in letzter Zeit.“ Er so: „Check ich morgen bei der Arbeit mal, was man da machen kann.“ Er hat dann rumtelefoniert und sich mächtig ins Zeug gelegt. Aber zu mehr, als mir ein neues Anschlusskabel für 25,- USD zu verkaufen, hat sich der Kundenservice nicht hinreißen lassen. Hat schließlich auch Brad übernommen. Dann halt keine Garmin-Aufkleber am Moped und keine Banner auf dieser Webseite. Aber ein großer Dank auf jeden Fall an den netten Nachbarn für seine Hilfe! Und an Kris samt Family für den erholsamen und schönen Tag in ihrer Hütte.
Den Rest der Gastfamilie sehen wir in den kommenden Tagen in Chicago und Umgebung. Bin sehr gespannt. Werde nunmehr das vierte Mal da sein. Vielleicht lässt sich ja mal jemand überreden, vor meinem nächsten Besuch nach Deutschland zu kommen. Is ja auch nicht soooo scheiße da…
Auf bald, Freunde der Nacht!
Patrick
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