Teil2: Westcoast

H E R Z L I C H E N   G L Ü C K W U N S C H – H A P P Y   B I R T H D A Y
an den Jubilar. Hoch soll er leben, mit beiden Beinen stets den Erdboden erreichen und jede Schräglage perfekt meistern. Und ich hoffe dich trotz Bärensichtung in der Heimat wiederzusehen.


„Einmal die Füße in den Pazifik halten“, dass war der Wunsch einer jungen Dame, die extra anreiste, um durch das langweilige Amerika mitzureisen. Allerdings waren wir an dieser Stelle schon so begeistert von der amerikanischen Landschaft, daß alle Vorbehalte sich bereit aufgelöst hatten. Die nächste Station hieß San Francisco und damit verbunden endlich die pazifische Küste.

San Francisco

Wir entschieden uns für einen Campingplatz außerhalb der großen Stadt. Im nachherein kein schlechter Zug, so konnten wir 2 Tage die Stadt erkunden und am Sonntag durch die kalifornischen Weinfelder rum um San Fran herum düsen. In Petaluma, dem Ort wo wir abstiegen, gab es zudem auch noch ein Treffen von Fahrzeugen aus vergangenen Zeiten,so  dass wir kaum alle Attraktionen unter einen Hut bekamen. Zudem gab die Kamera ihren Geist auf. Den ersten Tag verbrachten wir zunächst mit der Suche nach einem brauchbaren Ersatz. Immerhin konnten wir zugleich viele Punkte, die ein Foto wert wären, ausfindig machen. Am 2. Tag hieß es dann nur noch, alle gefunden Punkte abklappern und knipsen …


San Francisco ist sehenswert. Neben Chinatown und der Innenstadt muss man natürlich die Golden Gate Bridge gesehen haben. The Rock aka Alcatraz ist in Sichtweite, Cable Cars schnurren an einem vorbei und überhaupt scheint die Stadt sehr betriebsam. War es in Phoenix noch unerträglich heiß, kült hier ein frische Brise den Tag über die Gemüter herunter. Vielleicht ist dies ja eine der Ursachen der liberalen Haltung, für die Kalifornien bekannt ist. Man sieht man viele Leute, die Sport treiben, Parks bevölkern und es gibt so etwas wie eine Cafészene. Wir jedenfalls fühlten uns wohl und es war schon etwas besonderes, die schrägen Straßen mit dem Motorrad zu befahren.

Danach wartete der wohl vielversprechendste Streckenabschnitt der Tour auf uns – die Route 101. Sehenswerter gepriesen als die Route 66, führt sie von Los Angelos über San Francisco hinauf bis nach Seattle. Genau dort wollten auch hin. Wir verabschiedeten uns von einer entspannten Großstadt und starteten Richtung Norden durch. Zunächst ging es durch den Redwood National Park. Dicht gedrängt stehen die Bäume am Wegesrand des relativ kleinen Parks. Die Sonne erhellt die hölzernen Riesen und das erste Mal hatte ich das Gefühl, in einem richtigen Wald zu stehen. Viel zu schnell waren wir wieder heraus und hätten gern noch eine Wanderung angeschlossen, aber das Wetter mochte nicht richtig mitspielen. Zuerst kam Nebel, der stetig dicker wurde, dann die Kälte und schließlich begann es zu regnen. Immerhin schafften wir es, in einem sonnigen Moment den Strand  zu betreten und die Füße endlich ins kühle Nass zu tauchen. Als wir am nächsten Tag bei Regen starteten und im Regen unser Ziel erreichen, lag die Entscheidung auf der Hand. Keine Wetterbesserung in Sicht, also fahren wir landeinwärts weiter.


Das doppelte Lottchen

In Astoria finden wir zurück auf die alte Strecke. Eigentlich wollten wir hier gar nicht halten, aber wie so häufig findet man die schönen Ort per Zufall. Da wir den Ort als so angenehm und sehenswert empfinden, beschlossen wir kurzerhand hier nach einer Übernachtung zu suchen. Der alte Fischerort ist inzwischen eine Kleinstadt, mit Cafes und Bars in dem übersichtlichen Zentrum. Die Sonne ist zurück und so genießen wir einen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen. Und was war das gerade? Eine Transalp? Hier mitten im nirgendwo? Wir springen auf die Maschine, um ihr zu folgen und finden sie wenig später im Zentrum geparkt. Die Karre hat wirklich ein amerikanisches Kennzeichen und ist in einem sehr guten Zustand – und sauber. Naja, wir parken daneben und warten auf den Fahrer. Es sind 2 und sie sind genauso überrascht wie ich, ein baugleiches Modell so nah vorzufinden. Garry, so heißt der Fahrer (scheint ein gängiger Name hier zu sein), und seine Frau machen einen Sonntagsausflug. Eigentlich sind sie mit nem Campermobil unterwegs, die Maschine fährt hinten drauf mit. Sie ist eine von den wenigen Bikes, welches in den 2 Jahren von Honda in den USA verkauft werden konnte. 1998/99 war sie hier auf dem Markt, bevor Honda den Verkauf aufgrund mangelnder Nachfrage einstellte. Inzwischen hat sich das Käuferinteresse gewandelt und Kawasaki sowie Suzuki machen ein gutes Geschäft mit derlei Art von Motorrädern.


Seattle

Seattle stellte ich mir vor wie San Francisco, ok ohne Cable Car und steile Straßen. Aber irgendwie ähnlich, vielleicht ein wenig verkuschelter und ein bisschen kleiner – same same but different eben. Aber es empfing uns als wären wir zurück in Berlin. Warum? Hier gibt es z.B. Döner – mmh lecker. Und Altbauten (meist aus rotem Backstein) zieren die Innenstadt. Der Space Needle, das Wahrzeichen und zugleich der höchste Turm der Stadt, gleicht ein wenig dem Fernsehturm. Wir entschieden für eine Tour durch den Untergrund. Und hier zeigte Amerika sein wahres Ich. Die Dame konnte reden ohne Luft zu holen und hätte wohl in jeder deutschen Schule für Ordnung gesorgt. Aber der ist weder langweilig noch langatmig, dafür mit viel Witz und Charme gewürzt. Die Leute sind begeistert, es wird viel gelacht und  es war ein echter Genuß, ihr auf der anderthalb Stunden Tour zu folgen. Ein paar Fakten sind sogar hängengeblieben. Im Zentrum der Start mischten wir uns später in ein buntes Festival, hören viel Livemusik und wollen fast nicht mehr aufs Motorrad steigen, um zur Unterkunft zurück zu fahren.

Den zweiten Tag nutzten wir, um uns in den Flugzeugwerken von Boing herumzutreiben. Es war Feiertag und so herrschte in den Hangars keine Betriebsamkeit. Beeindruckend sind die großen Hallen, wenn auch die Führung einem kaum Zeit läßt, an einem Ort länger zu verweilen und die Aussicht von hoch oben über den Arbeitern zu genießen oder mal den Blick schweifen zu lassen. Nach dem obligatorischen Propagandafilm zu Beginn, geht es per Bus über das Gelände. 2 Fertigungsstrecken konnten wir uns anschauen, die der 747 und die der 787, dem momentan aktuellsten Modell. Interessant, dass in Seattle nur die Endfertigung der 787 von statten geht. Und nach 3 Tagen ein fertiges Flugzeug aus dem Hangar rollt. Leider rasselt die Dame ihren Text auswendig herunter – kein Vergleich zur Untergrundtour. Die wirklich wichtigen Infos holen wir uns von den Infotafeln und aus dem Museum in der Eingangshalle. Alles in allem imponiert mit natürlich der hohe Grad der Effektivität am meisten. Bei diesen hochoptimierten Prozessen bekommt selbst jeder Betriebswirtschaftler feuchte Augen.



Roman


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