Teil 3: Isn’t that hot in this clothings?

Leavenworth

Was tun nach so vielen geballten amerikanischen Eindrücken? Am besten verarbeiten und eine Atempause suchen. So blickten meine Augen gebannt auf diese Anzeige. Ein gallisches Dorf mitten in den amerikanischen Weiten. Vielmehr ein deutsches Dorf, in dem man sich wie in Bayern fühlen sollte. Das wollte ich mir selbst anschauen. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: so ziemlich jeder amerikanische Bundesstaat hat eine Ortschaft, die auf Deutsch getrimmt wurde. Neben Nussknackermuseum und lustigen bayrischen Häusern musste ich natürlich vor allem das Bier prüfen und muss sagen, so ein Schluck deutscher Braukunst nach mehr als 6 Monaten tut wirklich gut.


Yellowstone National Park

Dieser Park gehört wohl zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes. Ich stellte mir viel vor und dennoch keine Ahnung was mich erwartete. Umso überraschter war ich, dass auch dieser Park mal wieder einzigartig war und keinem der davor besuchten glich. Dominierten im Yosemite noch hoche Felsen und tiefe Schluchten, so ist dieser Park bestimmt von weiten Flächen, Graslandschaften, Wälder und Seen wechseln ab. Das absolute Highlight für mich waren aber die heißen Quellen. Und davon gibt es hier unzählige. Geisire schießen aus der Erde, dampfende Löchern säumen den Wegesrand und an vielen Ecken brodelt es unaufhörlich. Dazwischen grasen gemütlich Bisonherden. Letztere werden jedoch etwas ungemütlich, wenn man ihnen zu nahe kommt und Motorradfahrer sollen sie auch nicht besonders leiden können. Mir haben sie gehörigen Respekt eingeflößt als ich ihnen unbeabsichtigt zu weit entgegen kam. Imposant anzusehen sind sie dennoch und in einem Auto fühlt man sich auch jederzeit sicher. Aber ungeschützt auf unserem Zweirad versuchten wir dann doch lieber in sicher Distanz zu bleiben. Nicht immer leicht, wenn staunende Autofahrer die Straße verstopfen und niemanden vorbeilassen.

Auf dem Weg zur nächsten großen Stadt stand uns noch einiges an Weg bevor. Zunächst hieß es die Rocky Mountains überwinden.


Mount Rushmore

Mittendrin liegt dieses Monument amerikanischer Steinmeisselarbeit. Besser bekannt als der Fels mit den Präsidentenköpfen. Beeindruckend ist es allemal, wozu der Mensch sich hinreißen läßt. So wurde in Handarbeit unzähliger Arbeiter erst der Granit abgeschlagen und anschließend nach den Vorgaben des Bildhauers bearbeitet. 4 Präsidenten schafften es mit ihrem Konterfei auf die Felswand und ragen nun unübersehbar über die Besucher hinweg. Ein Rundweg führt durch Anlage, die gut besucht ist. Eine größere Geschichte gibt es hinter diesem Kunstwerk in Naturstein nicht und so glotzt man doch irgendwie fasziniert auf die Abbilder und versucht hinter die Gesichter zu kommen. Je nach Sonnenstand werfen sie verschiedene Schatten und sehen dadurch immer ein wenig anders aus.

Badlands National Park

Über die Rockys folgten den Spuren von Lewis und Clark, nur in umgekehrter Reihenfolge. Bei uns wohl kaum bekannt, waren dies die ersten beiden Pioniere, die den Weg über die Berge bin ins heutige Seattle fanden und dabei mit ihrer Expedition zahlreiche Gefahren und Hindernisse überwinden mussten. Hinter den Bergen warteten die Badlands auf uns. So benannt die Indianer. Für sie verkörperte dieses Gebiet das schlechte Land wie es in ihren Legenden beschrieben wurde. Und tatsächlich ist dieses Ödland ein besonderer Flecken Erde. In seiner Ausdehnung eher klein, zeigen sich hier jedoch einzigartige zum Teil bizarre verwitterte Gesteinsformen von den man zum Teil nicht genug bekommen kann. Das Urmeer reichte einmal bis hierher und formte das Gelände unter Wasser. Nach dem es

verschwand begannen die gepressten Sedimente zu verwittern. Teilweise lassen sich die Ufer des Meeres noch gut erahnen. Als wir die Badlands verlassen, scheint noch die Sonne und es ist drückend warm. Als wir Rapid City erreichten, schafften wir es gerade bis zum ortsansäßigen Honda-Händler, bevor der Ort buchstäblich unter einen Wolkenbruch verschwindet. Ein Ölwechsel war fällig und wie durch einen glücklichen Umstand konnten wir direkt in die Werkstatt fahren und so dem Unwetter mit Hagel und allem drum und dran glimpflich entkommen.

Auf dem Weg weiter Richtung Osten machten wir unter anderem in Mitchell halt. Ein kleiner Ort und für uns eher günstig gelegen. Auf die provokative Nachfrage, was man sich hier ansehen könne, lautete die Antwort prompt: „Corn Palace“. Aha und was ist das? Die Frage hörte mein Gegenüber anscheinend nicht zum ersten Mal und erklärte mir recht schlüssig: „It’s one of the thousand thing you must see before you die“. Immerhin nehmen dafür jährlich bis zu einer halben Millionen Menschen den Weg auf sich, um genau hier Halt zu machen. Wow, das mussten wir sehen. Und tatsächlich ist wohl etwas einmaliges und für
amerikanische Verhältnisse sogar historisches Plätzchen. 1896 zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert, wird seit dem jedes Bildern und fragt sich, ob es wirklich so viele verschiedene Sorten Mais geben kann. Obligatorisch war natürlich die Tüte Popcorn für danach 🙂

Chicago


Was für ein Augenblick als ich nach mehr als 10 Jahren wieder in dieser Stadt ankam. War dies doch der erste Ort, durch den ich mit den Staaten in Berührung kam und dessen Erinnerungen mich wohl am stärksten prägten. Vieles habe ich wiedererkannt, anderes hat sich in meiner Fantasie miteinander vermischt und existiert so gar nicht. Aber die vielen Baustellen waren real. Unglaublich, da konnte ich sogar als Berliner neidisch werden. Am ersten Tag erkundeten wir die Stadt zu Fuß und als wäre der Tag nicht schon groß genug, hatte auch noch mein Vater seinen runden Geburtstag zu feiern. Also hieß es zu allerst einmal einen brauchbaren Internetzugang finden und daheim anrufen. Wir platzten denn auch gleich mitten rein in die Feier. Nach den Glückwünschen und der Beantwortung aller Fragen ging es weiter auf unserem Stadtbummel durchs Zentrum. Das Skypdeck des Sears-Towers, der inzwischen Willis-Tower heißt, haben wir erobert. Das sonnige Wetter bot die perfekte Aussicht nach allen Seiten. Wieder unten angekommen, ging es weiter durch die nicht enden wollenden Straßenschluchten. Am Ende konnten wir noch die Wasserspiele am Buckingham Fountain genießen. Den zweiten Tag hatten wir uns für eine Fahrradtour entschieden. Räder ausleihen und los ging es. In einer großen Runde, entlang des Ufers am Michigansee, den Hyde-Park streifen und zurück Richtung Zentrum. Mal was anderes selber wieder in die Pedale zu treten.

Unser Zelt hatten wir außerhalb der großen Stadt aufgeschlagen und kamen denn auch schnell mit den Besitzern des Kampingplatzes ins Gespräch. Thomas und Sylvia betreiben ihn, kommen beide aus der Schweiz und ich konnte endlich einen tieferen Einblick in die Camping-Kette KOA gewinnen. Sie reisen selbst gern und so gab es vieles auszutauschen. Letztendlich sind sie in den USA hängen geblieben und haben sich nun einen Traum damit erfüllt, andere Camper glücklich zu machen. Zu guter letzt gastierte auch ein Modellfotograph (nein, keine Aktaufnahmen) auf dem Platz. Die Modell frischten hier ihr Portfolio an Aufnahmen auf und als Dankeschön gab es einen kleinen Film über den KOA, in dem auch wir unsere Spuren hinterlassen konnten.

Roman


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