Momia Juanita

Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich mit diesem einen Thema hier beschäftigen werde. Und damit meine ich nicht: „Schafft-mein-Motorrad-4900-Höhenmeter-mit-80-Oktan-Sprit?“  Und auch nicht: „Wann-wird-nach-dem-schweren-Erdbeben-in-Japan-eventuell-ein-Tsunami-Peru-erreichen?“
Nein, ich spreche von:  “ M-E-N-S-C-H-E-N-O-P-F-E-R!!!!“

Um gleich mal die Beunruhigung vorweg zu nehmen:

Ja, es gibt sie noch. Menschen werden hier in Peru weiterhin geopfert. Wenn es der Anlass zulässt. Zum Beispiel wenn eine neue Mine gefunden wird. Aber psst, ist natürlich alles illegal, versteht sich.

Da wir uns, seitdem wir nördlich von Santiago sind, im (offiziell!!) ehemaligen Inkareich befinden, stand in Arequipa auch Kulturprogramm auf unserer nicht vorhandenen Agenda. Also ab ins Museum der “Universidad Catolica De Santa Maria”. Geworben wurde mit: “Juanita – the ice princess”. Was wir dort sahen, war alles andere als prinzessinnenhaft.

Über 500 Jahre lang war im Eispack des 6380m hohen Vulkans Ampato südlich von Arequipa die Mumie eines schönen Inkamädchens verborgen, die erst durch den Ausbruch des benachbarten Vulkans und der dadurch bedingten Eisschmelze zum Vorschein kam. Es war das „Capac Cocha“-Ritual, dem Juanita zum Opfer fiel. Zuvor musste das Mädchen u.a. nach Cusco reisen (4-5 Monate), wo es vom Inka persönlich erwartet und empfangen wurde. Dort überbertrug er dem auserwählten Mädchen seine Göttlichkeit. Von diesem Moment an nahm Juanita Kontakt mit den Göttern der Berge (Apu Ampato) auf, akzeptierte ihren Tod und begab sich auf eine Reise in die Götterwelt. Nach beschwerlichem Aufstieg auf den Vulkan Ampato fanden diverse Festlichkeiten und Rituale zur Opferung Juanitas statt. Juanita erhielt hochprozentiges Bier und andere Rauschmittel (v.a. Coca), die sie in einen Schlaf versetzen sollten. Vorher hatte sie gefasstet, damit die Drogen besser wirkten! Lange wurde spekuliert, ob sie dann erfroren sei. Aber dank der modernen Medizintechnik zeigte eine CT-Untersuchung, dass sie per gezieltem Schlag auf die rechte Schläfe und folgend an einer Hirnblutung gestorben ist. Juanita war auserwählt worden, da sie einen guten Gesundheits-und Ernährungszustand besaß und sehr hübsch war. Sie starb im Alter von 13-14 Jahren, im Zeitraum von 1440 – 1450. Ihr jetzt geführter Name leitet sich von ihrem Entdecker Dr. Johan Reinhard ab. Bild von Juanita

Nun alles in allem ein recht interessanter Museumsnachmittag. Vielleicht ein bisschen brutal. Aber eins ist klar. Bis zum 10. April haben wir Peru verlassen. Dann wird nämlich der/die neue peruanische PräsidentIn gewählt. Und wer weiß? – so ein dicker Europäer mit Motorrad, das wär doch ein schönes Opfer für den Präsidentengott, oder?


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