Abtauchen in Belize
Tikal bildete einen würdigen Abschluß für Guatemala. Wobei jemand einwarf, dass es eigentlich GUATEMAYA heißen müsste. Wie schon in Copan bewunderten wir auch in Tikal die Meisterhaftigkeit, mit der die Jungs damals die Bauwerke erschufen. Neben Größe wurde auch auf Detailreichtum wert gelegt. Es gab Brot und Spiele für die Herrschenden. Und der beste Spieler wurde für die höhere Sache geopfert. Die anderen Spieler hatten ihre Chance auf einen direkten Aufstieg in die 7 Himmel verwirkt.
Von soviel Heroismus fasziniert, verließen wir ein Land, in dem uns nicht nur die Menschen mit ihrer Lebensart gefallen haben, sondern noch einige Maya-Plätze unentdeckt blieben. Es ging auf nach Belize.
Belize ist das erste und einzige Land auf dem gesamten amerikanischen Kontinent in dem Englisch Amtssprache ist (ausgenommen USA und Kanada). Das ist schon ein wenig verwirrend, nachdem wir uns gerade in die zahlreichen Dialekte der spanischen Sprache eingefuchst haben. In seinen Ausmaßen eher bescheiden, entschieden sich Jana, Patrick und Fred für die Fahrt nach Hopkins, einem alten Bekannten aus Deutschland einen Besuch abstatten.
Ich entschied mich für den Pfad des Touristen und wollte auf eine der zahlreichen vorgelagerten Inseln in der Karibik – Fische unter Wasser angucken. Belize City ist die Hauptstadt und mit 70’000 Einwohnern wohl die kleinste Hauptstadt auf dem gesamten Kontinent.
Das Motorrad ließ ich dort stehen und entschied mich für Caye Caulker, eine erschlossene Insel ca. 1h vom Festland entfernt. Mit dem Wassertaxi und kleinem Handgepäck setzte ich am nächsten Morgen über. Selbst hier im Norden ließ sich die Karibik nicht lumpen und empfing mich mit weißen Sandstrand, glasklarem türkisfarbenen Wasser. Die ersten Fische konnte ich schon vom Steg auch sehen. Dem Festland vorgelagert befindet sich ein ganzes Archipel von kleineren und größeren Inseln, die alle mehr oder weniger gut erschlossen sind. Auf Caulker gibt es ein Dorf, das wohl zu 100% vom Tourismus lebt. Neben Schnorcheln wird Tauchen angeboten, die Insel kann mit dem Rad oder zu Fuß erkundet werden. Es gibt so gut wie keine Autos, das einzig motorisierte Fortbewegungsmittel sind Golf Carts mit Elektromotoren. Selbst die Inselpolizei fährt eines 🙂Die Leute sind überwiegend touristisch motiviert, grüßen einen ständig mit: „What’s up buddy?“ und erwarten tatsächlich auch eine Antwort darauf. Zurückhaltende Schweigsamkeit wird als unhöflich interpretiert und so darf bereits früh am Morgen oder auch mitten in der Nacht Konversation pflegen. Da kam es gerade recht, nach 5Jahren wieder mal abzutauchen und dem Rummel damit aus dem Weg zu gehen. Belize bietet mit dem Great Blue Hole einen auf der Welt einmaligen Tauchspot – ein 124m tiefes Loch. Dies ist durch eine eingestürzte Höhle entstanden und liegt nun unter Wasser. Auf ca. 40m Tiefe ragen Stalagtiten von der alten Höhlendecken.
Der erste Tauchtag führt zunächst, als Aufwärmung quasi, zum Hausriff. Mit 2 Tauchgängen eine halbtages Angelegenheit, die am Nachmittag Zeit zum Verschnaufen bot.
Der 1. Tauchgang verlief dann auch wieder erwartend problemlos. Gleich beim Abtauchen, fielen wir quasi auf einige Riffhaie, eine uralte Schildkröte sagte guten Morgen und vor einer grünen Moräne ließen wir uns nieder, um uns eine ihrer Lebensgeschichten anzuhören. Sie lächelte uns zu, schnappte unentwegt nach Luft und wies uns den Weg durchs Riff. Der Tag hätte wunderschön werden können, wäre da nicht dieser Schiffshalter gewesen. Er beschl0ß an diesem Tag mein aller bester Freund zu werden und trieb mich damit fast in den Wahnsinn. Remora sind eigentlich niedliche Tierchen, die normalerweise unter Haien hängen. Dieser war ein wenig verspielt und fand mich besonders interessant. Er kam mir ungewöhnlich nahe, umkreiste mich mehrmals und war wie ein lästiges Insekt – einfach nic7ht loszuwerden. Als er dann versuchte, an meinem Zeigefinger anzudocken, verlor ich endgültig die Geduld und brach den Tauchgang ab. Alle weiteren Tauchgänge verliefen normal.Am zweiten Tauchgang ging es dann in aller Herrgottsfrühe los. Um 6Uhr stachen wir in See. 2h Fahrt waren es bis zum Blauen Loch, da suchte sich jeder ein ruhiges Plätzchen zum Dösen. Die Sonne ging auf, als wir losfuhren und stand schon hoch am Himmel als wir ankamen. Dennoch ist das Wasser dort blau, während es ringsherum türkisch erscheint. Unten angekommen, steht man quasi vor Jahrtausende alten Gesteinsformationen. Fische gibt es dort kaum, Licht gerade noch genug und die Wassertemperatur sinkt merklich ab. Man durchschwimmt eine Gruppe von Gesteinszapfen und kann jeden von allen Seiten betrachten. Der Trip war in dieser Tiefe nur von kurzer Dauer (ca. 5min), bevor es schon wieder in den Aufstieg ging. Riffhaie begleiteten uns auch hier.
Ansonsten ist die Unterwasserwelt gekennzeichnet von viel buntem Fisch, mehr als ich ihn aus Ägypten in Erinnerung habe. Dies Riffe sind lebendig und jede Menge Schwarmfisch siedelt dort. Das Wasser ist klar und bietet gute Sicht. Dieses schützenswerte Refugium steht bereits unter Unesco-Schutz. Bleibt zu hoffen, dass es noch eine ganze Ewigkeit erhalten bleibt.
Ro
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