„,Grupos‘ kannste eh vergessen“

Wir könnten diesen Artikel weglassen. Er geht euch ohnehin nichts an. Er behandelt Dinge, die ihr zu ihren Zeiten größtenteils auch nur aus der Ferne zu sehen bekommen hättet. Oder seid ihr königlich, wenn nicht gar göttlich? Natürlich seid ihr das, ihr seid unsere Leser. Also schreiben wir auch. Und zwar über die Ruinenstätte der Maya, die wir in letzter Zeit verschiedentlich besuchen durften.
Wir erwarteten also in Tazumal (El Salvador), Copán (Honduras), Tikal (Guatemala), Tulum, Chichén Itzá, Uxmal, Edzná und Palenque (alle Mexiko) strahlende Gebäude, riesige Pyramiden größten Glanzes, prunkvolle Altare, beeindruckende Throne, Schmuck, Edelsteine, Kunst, während uns auf der anderen Seite Massen von klatschenden Touristen (ja, gibt n Echo, wenn man klatscht – Wahnsinn!) und Heerscharen von fliegenden Händlern erwarteten-jedenfalls an einigen Orten… und was fanden wir? Das:


Steinhaufen sagt ihr? Stimmt! Kann’s aber ja wohl nicht sein. Guck mal auf dem Plan, ob wir richtig sind. Der Weg stimmte, aber er war weit… Steinhügel, das lernten wir, waren oft alles, was die Wissenschaftler fanden, als sie die Stätte entdeckten. Lag halt alles schon eine Weile im Dschungel, der fröhlich Bäume drauf pflanzte. Man begann, die Steine wegzuräumen – einzeln – und fand zusammenhängende Mauerreste. Dann wurden die Gebäude rekonstruieren so gut man konnte, bis man bemerkte, dass den Steinen der fehlende Schutz durch die Bäume gar nicht gut tat. Also hörte man auf, alles zu rekonstruieren und beschränkte sich auf die beeindruckendsten Gebäude. Meistens sind das Pyramiden wie diese:

Dann gibt’s natürlich noch Paläste und Tempel und manchmal auch beides zusammen und Wohnräume der Herrschaften und – ganz wichtig – immer einen Ballspielplatz! Man muss die Maya also mögen, auch wenn man wenig über sie weiß. Immerhin spielen sie Ball. Allerdings weiß man über dieses Ballspiel wiederum genug um sagen zu können, dass sie auch etwas komisch sind. Ich meine, hallo? Wer spielt denn bitte ein Spiel, beim dem man den Ball nicht mit der Hand und – viel schlimmer – auch nicht mit dem Fuß spielen darf? Und wer lässt sich darauf ein „da raus“ zu gehen, wenn er weiß, dass geopfert wird, wenn er gewinnt? Kann ja sein, dass das das Kräfte-Gleichgewicht zwischen Himmel und Erde wieder herstellt. Aber wer ist so doof und bringt dann seine beste Leistung. Naja, verstehe wer will… Im Übrigen scheint mir das eh viel zu schwierig, den kleinen Gummiball durch diese kleinen Ringe zu kriegen, die – vor allem in Chichén Itzá – auch noch verdammt hoch hängen können. (Hinweis: Im Internet gibt es natürlich Videos, auf denen man sehen kann, wie das Spiel gespielt worden sein könnte. Befederte Menschen werfen sich auf den Boden und schwingen dabei ihre Hintern. Sehr eigenwillig das!)

Weil wir wenig Lust verspüren bei gefühlten 73° Celsius in Museen zu gehen, mussten wir uns schnell von der Sehnsucht nach Thronen und anderen Wertsachen verabschieden. Das Zeug hat man lieber schnell weggeschafft. Entschädigung ist aber gegeben. Was die Maya und dann der Urwald an Reliefs hinterlassen haben, ist erstaunlich. Die benutzten um 1000 n.Chr. bereits ein Schriftsystem mit mehreren hundert Zeichen, die sie zudem beliebig kombinierten. Kann ja von euch mal einer hochrechnen, wie viele Möglichkeiten das ergibt. Und die Zeichen sind irgendwie auch noch echt hübsch. Dazu kommen Stelen, auf denen sie vor allem ihre verstorbenen Herrscher verewigten in einem Detailreichtum und einer Plastizität, die einem die Spucke raubt. Klingt pathetisch? Stimmt. Macht aber nüscht. Man könnte Stunden vor so einem Kunstwerk verbringen und würde immer noch etwas Neues entdecken. Selten – wie bei den Gebäuden auch – finden man noch Reste von Farbe. Aber Freunde von Schwarz und Weiß waren die Maya sicher nicht. Blutrot war vorherrschend, auch mal Gelb oder Blau.

Nach durchschnittlich acht Kilometern per Pedes, von denen mindestens sechs Treppenstufen waren, schlagen wir langsam den Weg zum Ausgang ein. „Halt, da geht’s noch zu den Grupos E und F!“ „,Grupos‘ kannste eh vergessen! Ich geh jetzt!“

Und die Moral von der Geschicht‘? Wenn du auf deinem Moped durch die Gegend fährst, einen größeren Hügel siehst und plötzlich denkst, du hast eine Mayaruine entdeckt, geh zum Arzt!

Bleibt sauber und auf bald,
Patrick


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