Tranquilo
Uruguay ist ein kleines Land. Für südamerikanische Verhältnisse jedenfalls. Entspricht der Fläche von Österreich und Ungarn zusammen, sagt Wikipedia. Andererseits ist es ein großes Land, wenn man gleichzeitig bedenkt, dass auf besagter Fläche gerade mal so viele Menschen wohnen wie in Berlin. Das macht – auch nach Wikipedia – 19,9 Personen auf den Quadratkilometer. Viel Platz also! Das entspannt die Menschen. Selten auf unsere Tour haben wir auf so guten Straßen so selten Autos gesehen und sind noch seltener überholt worden. Wenn dann doch mal ein Auto schneller war als wir, hatte es mit höchster Wahrscheinlichkeit entweder ein brasilianisches oder ein argentinisches Kennzeichen. Das läutete mit dem Grenzübertritt den Urlaub unserer Reise. Fünf Stationen. Fünfmal Erholung.
Station 1: Mercedes – ein Städtchen, eine Nacht, drei Geschichten
Sucht man in Südamerika eine Unterkunft und findet keine im Reiseführer, fährt man am besten erstmal zum Hauptplatz. Da landeten wir also und zogen – nachdem wir mühsam errechnet hatten, was die unbekannte Währung wert sei – Geld aus dem Automaten. Als ich dann wenigstens mal schnell das Navi nach Vorschlägen für die Unterkunft befragen wollte, stürmte plötzlich ein Mann aus dem Gebäude neben uns und fragte, ob wir eine Bleibe bräuchten. Das Grand Hotel sei super. Direkt vor demselben hatten wir geparkt. „Bisschen teuer vielleicht?“ „Nein, nein, ich mache euch einen Sonderpreis, weil ihr mit Motorrädern da seid. Ich bin der Manager vom Grand Hotel. Ich habe selber sieben zuhause. Da jüngste ist Jahrgang 1975“ Dann verschwand er wieder in dem Gebäude, quatschte mit der Rezeptionistin und offerierte uns schließlich einen Rabatt von 25%. Angesichts leerer Mägen, mangels Alternativen und wegen des sicheren Stellplatzes für die Mopeds schlugen wir ein. Grand Hotel. Tsetsetse…
Abendessen wollten wir da aber nicht. Also losgestiefelt. Zu früh irgendwie. 19 Uhr ist keine Abendbrotzeit für Südamerika. Einzige Möglichkeit ohne zu warten: der örtliche Basketballclub mit angegliederten „Pizzeria“. Angenommen. Herzlich empfangen worden und irgendwie echt Spaß gehabt.
Abfahrt am nächsten Tag über die Uferpromenade. Die sollte man gesehen oder besser erlebt haben. Vier Spuren – zwei in jede Richtung – Mittelinsel von mindestens 20 Metern und nochmal vier Spuren – zwei in jede Richtung. Viel Platz und keine Zeichen mit Geschwindigkeitsbegrenzung. Da patrouillierten dann die Autos und Motorroller in Schrittgeschwindigkeit und hielten für jeden Fußgänger der irgendwo über die Straße wollte. Irgendwie „verstörend“…
Station 2: Colonia del Sacramento Altstadt bei Nacht
Station 3: Montevideo – Hauptstadt im Osterschlaf
In Montevideo wohnt ein Drittel der Bevölkerung Uruguays. Also jedenfalls normalerweise. Ostern ist aber nicht normal. Und es war Ostern. Kaum ein Platz in einem Hostel zu finden, aber die Straßen leergefegt. Auf Nachfrage sagte man uns: die Bewohner sind über die Feiertage nach Buenos Aires gefahren. Komisch. Stelle mir Frankfurt a. M. immer so vor, wenn abends die Banken dicht haben und die Banker alle in die teuren Vororte fahren. Wo allerdings die Touris alle waren, die unsere die Hostelplätze belegten, keine Ahnung. Wir schlenderten, bis uns die Füße wehtaten, aßen bei McDonalds und trafen uns dann noch mit Rick, weil der nett ist und wir ihm seinen letzten Abend versüßen wollten. War schön jewesen.
Station 4: Punta del Diablo – das andere Strandparadies
Station 5: Punta del Este – zu Gast bei Freunden
So klingt eine lange Tour unglaublich angenehm aus. Wir sind mittlerweile wieder in Buenos Aires, von wo übermorgen der Flug nach Berlin geht. Aber noch sind wir hier. Und wir wollen euch teilhaben lassen. Also schaut euch auch noch einmal bei den Fotos um. Da haben wir gerade nochmal mächtig nachgelegt!!!
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Mis(s)ion(os)
Mit neuen Bremsbacken ging es von Salta Richtung Nordosten Argentiniens. Innerhalb von zwei Tagen legten wir die 1500km zurück – zum Nachteil unserer Rücken, die jetzt schmerzen. Ziel waren die Iguazú-Wasserfälle in Misiones. Seit fünf Monaten hatten wir diese vor Augen, nachdem mehrere Biker auf dem Motorradtreffen in Viedma uns von diesen vorschwärmten. Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Wir verlebten einen sonnigen, wunderbaren Tag mit viel Wasser, herrlichen Aussichten und jeder Menge Gischt. Leider wurde es zur Nacht hin nicht weniger Wasser, so dass wir ein weiteres Mal eine Nacht im „Wasserbett“ unter unserem Zeltdach erleben mussten.Auf der Rückfahrt Richtung Uruguay kreuzten wir Eldorado. Eldorado? Da war doch was. Meine liebe Tante Helga aus Bergen/Rügen steckte mir noch vor unserer Abreise nach Südamerika ein kleines Zettelchen mit einer Adresse sehr entfernter Verwandter in Argentinien zu. Eldorado – deutsche Kolonie seit Anfang des 20. Jahrhundert – ist ihr Heimatort. Unsere Mission hieß jetzt: Suchen und Finden. Die Adresse kristallisierte sich als Postfachadresse heraus. Jedoch erhielten wir wertvolle Informationen, wie wir zum „Haus am Bach“ kämen. Leider verlor Patrick seinen rechten Koffer beim Auskundschaften der Dschungelgegend auf schlammiger Misiones-Erde. Schlussendlich fügte sich alles zum Guten und wir fanden Familie Freyer.
Hildegard und Hansi freuten sich riesig, dass sie von uns Besuch erhielten. Bei Mate und Zwieback versuchten wir, die Familienverhältnisse zu rekonstruieren, scheiterten jedoch im Jahr 1890. Egal, es war ein schöner Nachmittag. Erfreulicherweise transportierte Hansi uns und unsere Motorräder zurück zum Asphalt. Nun galt es, sich anderen Dingen zu widmen: Eine Alukiste musste repariert werden. Warum auch immer hatten wir das Glück, dass sich in einem Umkreis von 150km das einzige Aluschweißgerät vor Ort befand. Die Sache war schnell erledigt, so dass wir unsere Fahrt in Richtung Iberá-Sümpfe mit den Wasserschweinen fortsetzen konnten.Das Sumpfgebiet ist weitestgehend von jeglicher Infrastruktur abgeschnitten. Das hieß – einmal wieder – Offroad fahren. Zu Beginn zeigte sich eine gut befahrbare, feste, rote Lehmstrecke, die sich nach 40km in eine schwer zugängliche Sandpiste verwandelte. Schweren Herzens entschieden wir uns umzukehren, und die Brüllaffen und Sumpfhirsche ein anderes Mal zu besuchen. Mittlerweile hatte sich jedoch am Himmel eine dunkle Wolkenfront gebildet, die sich nun über das „Straßen“netz von Misiones ergoss. Schnell wurden aus den roten, festen Lehmpisten dunkelrote schlammige Seifenrutschen.
Ein weiteres Mal verlor Patrick eine Alubox, diesmal die linke. Vielleicht hätten wir einfach wie die Truckfahrer mit ihren LKWs mitten auf der Straße stehen bleiben sollen, um von einem Pickup abgeholt zu werden. Dieses Glück blieb uns vorenthalten, so dass wir bei nun nicht mehr ganz so guter Stimmung die restlichen 10km Schlammmatschfahrt in fünf Stunden mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 2km/h bis zum Asphalt schafften. In Santo Tomé buchten wir uns erst einmal in ein Hotel ein, Patrick bekam ein Stück Fleisch und die Welt war wieder bunter. Am nächsten Tag erfolgte eine intensive Motorradwäsche und auch die Box konnte repariert werden (scheinbar gibt es in Misiones doch noch mehr Schweißgeräte!).Misiones wird uns für immer in Erinnerung bleiben. Auch ohne Wasserschweine.
Dieser Bericht wurde unter widrigen Bedingungen geschrieben. Wir sitzen seit sieben Stunden bei Dauergewitter mit kontinuierlichem Regenguss im Zelt und wissen nicht, wie es enden wird. Eine Doppelplane bewahrt uns vor der Nässe von unten. Jedoch können wir das Zelt nicht verlassen, weil wir Wache schieben müssen um zu verhindern, dass es von oben durchregnet. Wir haben Hunger!
SOS (Schöne Ostern Schoneinmal) – bitte holt uns aus dem Dschungelcamp…
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Tschö BOL
Die für einige vielleicht wichtigste Nachricht dieses Berichts: Wir sind auf der Rückreise!!! Noch drei Wochen und das große D hat uns wieder. Wir sind darüber nicht nur froh. Dafür haben wir hier zu viele schöne Dinge erlebt und macht uns das Mopedfahren zu viel Spaß. Aber morgen werden wir uns das letzte Highlight der Reise gönnen, die Wasserfälle von Iguazú. Wir sind wieder in Argentinien, zurück bei Fleischbergen vom Grill, asphaltierten Straßen und unendlichen Weiten. Den Rücken gekehrt haben wir Bolivien. DAS allerdings schweren Herzens, denn erstens hat uns das Land sehr gut gefallen und zweitens haben wir zuletzt noch richtig Spaß gehabt.
Nachdem ich ja schon für den Gang in eine Mine in Potosí den Mopedsattel verlassen hatte, haben wir beide zusammen in Uyuni dasselbe gleich für drei Tage getan. Wir sind in einen Jeep gestiegen und haben uns durch die Gegend kutschieren lassen. Eine Tour über den Salar und zu den Lagunen im Süden des Landes. Jaja, macht man eigentlich mit dem Moped und auf eigene Faust, aber diese größte SalzWÜSTE der Welt (=Salar) steht seit Wochen unter Wasser. Und Salzwasser erschwert nicht nur das Fahren ungemein, sondern ist auch noch Gift für unsere Zweiräder. Also Jeep, drei Tage, mit zwei Übernachtungen. Mopeds blieben im Hotelhof stehen und durften verschnaufen. In so einen Jeep passen neben dem Fahrer sechs Gäste. Die Kombination in unserem scheint auf den ersten Blick historisch nicht die günstigste: 3 Deutsche + 3 Engländer. Um es aber vorweg zu nehmen Alle sind wohlbehalten wieder in Uyuni „gelandet“ und hatten eine Menge Spaß – ehrlich! Und nebenbei hat uns die Natur mit Farben (weißer Salar, rote Lagune, grüne Lagune, bunte Sandwüste…) und Formen (jede Menge wild erodierte Felsen) begeistert. Schöner Trip!
Von Uyuni aus wieder mit den Mopeds nach Tupiza. Gut erholt haben ihnen die 200km Schotter und streckenweise Sand nichts ausgemacht. Tupiza ist kein schöner Ort. Nach Tupiza fährt man vor allem, weil man weiter Richtung Argentinien will und weil um Tupiza herum wieder ziemlich wilde Felsformationen zu finden sind. Und wir haben wieder die Mopedsattel verlassen, um das Fortbewegungsmittel zu wechseln. Wofür Tupiza nämlich noch bekannt ist, sind Butch Cassidy und Sundance Kid. Westernhelden. Klingelts? Richtig: Westernhelden reiten auf Pferden in den Sonnenuntergang, wenn sie tagsüber nicht erschossen wurden. Mussten wir ausprobieren. Machen in Tupiza alle. Drei Stunden hatten wir gebucht. Mehr hätten unsere Hintern wohl auch nicht ausgehalten. War aber auch mal eine Erfahrung. Zum Glück mussten wir nicht viel machen. Die Vierbeiner kannten den Weg eh besser als wir und verspürten wenig Lust sich schneller als gehend zu bewegen. Die zwei bis drei Anfälle unserer minderjährigen Begleiter, die Pferde zum Laufen bringen zu müssen, haben wir auch überlebt. Und den Sprung über einen Wassergraben haben wir auch gemeistert. Fazit: Schon wieder Spaß gehabt, festgestellt, dass Motorräder leichter zu beherrschen sind und die Tour nur beim Setzen aufs Motorrad am nächsten Morgen bereut.
Argentinien haben wir in Salta so richtig wieder begrüßt, gemeinsam mit zwei Freunden, die wir seit Bolivien kennen, Alexa und Rick. Sie aus München wohnt in Hamburg. Er aus York wohnt in Südengland. Ihr haben wir ein wenig aus einer misslichen Lage geholfen. Ihn habe ich beim Asado ein wenig unter den Tisch gegessen 😛 „Dufte Typen“, die wir hoffen wiederzutreffen und die uns den Abschied von Bolivien etwas erleichtert haben.
Übrigens: heute zweimal von Einheimischen auf deutsch angesprochen worden. Wie gesagt: Heimreise!
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Copacabana, Sucre, Potosí – verspäteter Nachruf…
Wir arbeiten hart hier unten! Sehr hart! Und manchmal gehen wir sogar an die Schmerzgrenze. Ich meine, wer von uns unterwirft sich freiwillig den Arbeitsbedingungen von bolivianischen Minenarbeitern:
keine Krankenversicherung
Selbständigenstatus = alles Risiko beim Arbeiter
keine Maschinen
keine Sicherheitsvorkehrungen
übliche Todesursache = Quarzstaublunge
durchschnittliche Lebenserwartung = 43 Jahre
Okay, die ganz Schlauen antworten: Ein Taxifahrer in Bolivien verdient nur 80 EUR im Monat, Krankenversicherung ist da eh „Glückssache“, Selbständigkeit in Deutschland ist auch kein Zuckerschlecken, ehrliche Arbeit ist nun mal Handarbeit, Sicherheit ist ohnehin überbewertet und wer früh stirbt, soll halt früher anfangen zu arbeiten. Ich wollte aber wissen, wie das da wirklich ist – jedenfalls ungefähr – und bin runter gekraxelt in so ne Mine. Erst noch auf den Minenmarkt. Geschenke für die Arbeiter kaufen: 96%igen trinkbaren Schnaps, Saft, Cocablätter und vor allem Dynamitstangen (hat außer Ulla und Heikki und den anderen, die schon mal in Potosí waren, jemals jemand Dynamitstangen gekauft – cooles Gefühl irgendwie). Dann zur Mine. Der jüngste, den ich getroffen habe, war 10 Jahre alt. Soviel zum Thema früher anfangen mit der Arbeit. Immerhin hatte er es leichter, sich in den z.T. gerade einmal etwa 70cm hohen Stollen zu bewegen. Ist bei gefühlten 50°C für einen „wohlständigen“ Mitteleuropäer wie mich nicht immer ein Kinderspiel. Vor allem, wenn es dann noch recht steil und glatt bergab geht. Und natürlich ist es eher staubig da unten. Zum Glück hatte ich mir vorher noch ein schickes Spiderman-Halstuch gekauft, durch das ich dann mehr oder weniger atmen konnte. Zuführung von Frischluft fällt da unten jedenfalls aus. Dann stehen sie da mit einem Hammer und einem Meißel und hauen Löcher in den Fels. Drei Stunden brauchen sie für ein Loch von 40-50cm Tiefe, in das schließlich eine Dynamitstange geschoben wird. Das heißt, sie schaffen nicht ganz drei Löcher am Tag. Dann wird irgendwann gesprengt und an den Folgetagen das Gestein aus dem Stollen transportiert. Ich war begeistert von dem Besuch und trotzdem einigermaßen froh, als ich wieder draußen war. Eher eine Plackerei. Häuft sich gerade, wenn ich an die Kraxelei am Machu Picchu zurückdenke… Egal… Man kann ja nicht immer nur faul im Motorradsattel sitzen 😉
Außerdem hatten wir uns vorher ein paar Tage etwas erholt, erst im entspannten Copacabana (schon wieder?) und dann im wirklich schönen Sucre. Sucre war mal unangefochtene Hauptstadt Boliviens und man sieht der Stadt an, dass sie von den Spaniern gebaut wurde. Mittlerweile hat ihr La Paz den Rang abgelaufen. Aber wenigstens der Oberste Gerichtshof ist noch in Sucre. Wir haben uns vor allem Kultur gegeben und Ausblicke genossen! Ein Pflichtbesuch im Anatomischen Museum stand auf dem Programm, ein Ausflug zu Dinosaurierfußabdrücken, Essen in der deutsch-bolivianischen Begegnungsstätte, ein schaurig-lustiger Theaterbesuch zu einer brasilianischen Choraufführung (hat jemand mal einem Chor zugehört, bei dem mindestens 50% der Sänger falsch gesungen haben??? Dafür haben sie ihre einstudierten Choreographien – passendes Wort irgendwie – mit großer Inbrunst zum Besten gegeben!) und einiges mehr, was man in zwei Tagen schaffen kann. Wie gesagt: reine Erholung.
Mal sehen, was die nächste Station bringt. Salar von Uyuni ist angesagt. Wohl wieder von den Mopeds ab- und in einen Jeep einsteigen…
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Von die ollen Incas
Is ja eigentlich wie mit den Indianern in Nordamerika: Kommen irgendwann ein paar Europäer, versuchen die indigene Bevölkerung zu bekehren und wenn sie scheitern, ballern sie halt rum und am Ende gewinnen sie, weil sie die effektiveren Waffen haben. Aber irgendwie is es auch wieder anders, hier im Süden. Klar, gibt keine Incas mehr und da wo früher Incastädte waren, stehe heute häufig Kirchen – dieselben Steine übrigens, nur anders auf einander gestapelt. Und trotzdem: In den Kirchen hängen Bilder auf denen die Madonnen Kleider tragen, deren Form Berge repräsentieren – die Gottheiten der Incas – und auf denen Tiere und Früchte Südamerikas zu sehen sind. Und was noch viel wichtiger ist: Das, was die Spanier übrig gelassen haben, gehört heute zu den meistbesuchten Touriattraktionen – und damit auch zu den lukrativsten Einnahmequellen. In Peru sind das vor allem die so genannten „Nasca-Lines“ und- natürlich Machu Picchu. Haben wir uns angeguckt. War aus unterschiedlichen Gründen ganz schön anstrengend. Haben wir trotzdem gemacht. Haben ja schließlich auch einen Bildungsauftrag.
Die Nasca-Lines sind Geoglyphen. Geoglyphen ist fast sowas wie ein neues Lieblingswort von mir. Ich bin ja ein ausgesprochener Freund von Fremdwörtern. Geoglyphen sind Bilder / Figuren von größerem Ausmaß, die auf dem Boden meist als Linien zu sehen sind. In Nasca sind die ziemlich groß, weshalb man die in Gänze nur sehen kann, wenn man sich mit einem Flugzeug drüber fliegen lässt. Man zahlt gut 100 Dollar und sitzt dann für eine gute halbe Stunde mit fünf anderen Menschen und zwei Piloten in einem Kleinflieger, der sowohl im Geradeausflug als auch in den Kurven ständig absackt und wieder an Höhe gewinnt. Logische Folge: Zwei Gäste haben nur die Tüten in ihren Händen gesehen, die restlichen Fluggäste gaben alles im Hin und Her zwischen Übelkeit und Faszination. Gesehen – und versucht zu fotografieren – haben wir so Dinge wie einen Affen, einen Kondor oder einen Astronauten. Alles sicher keine Bezeichnungen, die sich die Inca ausgedacht haben. Aber so verkauft sich das halt besser. Im Grunde bestehen die Linien aus aufeinander gestapelten Steinen. Warum die sich damals allerdings die Mühe gemacht haben, so viel Geröll durch die Gegend zu schieben, weiß man bis heute nicht so genau. Hat sicher was mit Ritualen und Götterverehrung zu tun. Aber was genau…??? Man war am Ende vor allem froh, heile wieder unten zu sein.
Finanziell und organisatorisch noch deutlich aufwändiger ist der Besuch von Machu Picchu. Hat jeder schon mal gehört. Will fast jeder mal hin. War aber früher wahrscheinlich nicht so wichtig wie die nahegelegen Stadt Cusco, von wo aus die meisten ihre Tour nach Machu Picchu starten. Egal… Die Alternativen sind zahlreich. Man kann das selbst organisieren oder sich einer Agentur anvertrauen. Hat alles vor und Nachteile. Um eine komplizierte und vor allem teure Anreise kommt man aber in keinem Fall herum, denn in Ollantaytambo ist Schluss mit der Fortbewegung auf oder im eigenen Fahrzeug. Ab da übernimmt die Bahn für einen unglaublich hohen Preis den Transport bis Aguas Calientes, dem letzten Ort vor Machu Picchu. Den Berg rauf fahren Busse. Kann
man den ganzen Tag nehmen. Für ein kleines Detail ist es allerdings wichtig, in einem der ersten unterzukommen: Nur die ersten 400 Besucher pro Tag bekommen die Möglichkeit, auf einen Berg zu steigen, der ca. 400m höher ist als Machu Picchu und von wo aus man entsprechend einen – sorry – geilen Blick auf die Ruinenstadt hat (natürlich Pflicht!). Und der erste Bus geht wann? Na, um 5.30 Uhr. Das heißt: Aufstehen gegen 4:30 Uhr, weil man ja nicht ganz hinten in der Schlange vor den Bussen stehen will. Okay, hört auf, drüber nachzudenken, ob das alles Sinn macht und ob wir noch zurechnungsfähig sind. Sind wir nicht. Und gelohnt hat sichs, auch wenn der Aufstieg auf den Extraberg mich verdammt viel Schweiß gekostet hat und ich Höhe ja eigentlich überhaupt nicht ertragen kann.Als wir uns auf den Heimweg machten, hatten wir gute acht Stunden in den Ruinen verbracht, mystische Wolken und Sonne gesehen, verdammt viele Fotos gemacht, uns die Füße plattgelaufen und sind trotzdem nicht schlauer, wozu die Inca das alles da oben überhaupt gebaut haben. Aber wenn ihr mal in der Nähe seid, vergesst den Aufwand, den ihr betreiben müsst. Lohnt sich trotz allem.
Peru haben wir derweil hinter uns gelassen und sind auf dem Weg zurück in Richtung Süden. Wollen noch was von Bolivien sehen, bevor es nach Argentinien und Uruguay geht. Demnächst mehr davon. Versprochen.
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Machu Picchu – eine Foto(love)story
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Momia Juanita
Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich mit diesem einen Thema hier beschäftigen werde. Und damit meine ich nicht: „Schafft-mein-Motorrad-4900-Höhenmeter-mit-80-Oktan-Sprit?“ Und auch nicht: „Wann-wird-nach-dem-schweren-Erdbeben-in-Japan-eventuell-ein-Tsunami-Peru-erreichen?“
Nein, ich spreche von: “ M-E-N-S-C-H-E-N-O-P-F-E-R!!!!“
Um gleich mal die Beunruhigung vorweg zu nehmen:
Ja, es gibt sie noch. Menschen werden hier in Peru weiterhin geopfert. Wenn es der Anlass zulässt. Zum Beispiel wenn eine neue Mine gefunden wird. Aber psst, ist natürlich alles illegal, versteht sich.Da wir uns, seitdem wir nördlich von Santiago sind, im (offiziell!!) ehemaligen Inkareich befinden, stand in Arequipa auch Kulturprogramm auf unserer nicht vorhandenen Agenda. Also ab ins Museum der “Universidad Catolica De Santa Maria”. Geworben wurde mit: “Juanita – the ice princess”. Was wir dort sahen, war alles andere als prinzessinnenhaft.
Über 500 Jahre lang war im Eispack des 6380m hohen Vulkans Ampato südlich von Arequipa die Mumie eines schönen Inkamädchens verborgen, die erst durch den Ausbruch des benachbarten Vulkans und der dadurch bedingten Eisschmelze zum Vorschein kam. Es war das „Capac Cocha“-Ritual, dem Juanita zum Opfer fiel. Zuvor musste das Mädchen u.a. nach Cusco reisen (4-5 Monate), wo es vom Inka persönlich erwartet und empfangen wurde. Dort überbertrug er dem auserwählten Mädchen seine Göttlichkeit. Von diesem Moment an nahm Juanita Kontakt mit den Göttern der Berge (Apu Ampato) auf, akzeptierte ihren Tod und begab sich auf eine Reise in die Götterwelt. Nach beschwerlichem Aufstieg auf den Vulkan Ampato fanden diverse Festlichkeiten und Rituale zur Opferung Juanitas statt. Juanita erhielt hochprozentiges Bier und andere Rauschmittel (v.a. Coca), die sie in einen Schlaf versetzen sollten. Vorher hatte sie gefasstet, damit die Drogen besser wirkten! Lange wurde spekuliert, ob sie dann erfroren sei. Aber dank der modernen Medizintechnik zeigte eine CT-Untersuchung, dass sie per gezieltem Schlag auf die rechte Schläfe und folgend an einer Hirnblutung gestorben ist. Juanita war auserwählt worden, da sie einen guten Gesundheits-und Ernährungszustand besaß und sehr hübsch war. Sie starb im Alter von 13-14 Jahren, im Zeitraum von 1440 – 1450. Ihr jetzt geführter Name leitet sich von ihrem Entdecker Dr. Johan Reinhard ab. Bild von Juanita
Nun alles in allem ein recht interessanter Museumsnachmittag. Vielleicht ein bisschen brutal. Aber eins ist klar. Bis zum 10. April haben wir Peru verlassen. Dann wird nämlich der/die neue peruanische PräsidentIn gewählt. Und wer weiß? – so ein dicker Europäer mit Motorrad, das wär doch ein schönes Opfer für den Präsidentengott, oder?
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